Wie kann ich in 100 Tagen rund 10'000 Kilometer mit einem minimalen Energieverbrauch zurücklegen? Ich machte mich am 28.2. mit einem Flyer Elektro-Fahrrad S-Serie mit Anhänger auf den Weg. 99 Tage, 10421 Kilometer und 21 Länder (alle EM-Teilnehmerstaaten plus einige auf dem Weg) später treffe ich wieder in Bern ein. Der Flyer hat für die 10'421 Kilometer Strom für rund 10 Euro verbraucht! Dieser Strom wurde als grüne Energie in der Schweiz in das Netz gespeist, womit die Reise klimaneutral war. Weitere Infos >>

Mittwoch, 20. August 2008

Vortrag und Vernissage am 11. September 19.45 Uhr in Olten

Ich lade Euch herzlich zum grossen Vortrag über meine Reise euro-flyer.ch - während 99 Tagen über 10421 Kilometer durch 21 Länder - ein! Der Vortrag findet am Donnerstag 11. September um 19.45 Uhr im Kino Tiffany in Olten statt. Zugleich wird das Buch über die Reise vorgestellt. Im Anschluss gibt es einen Apéro.

Weitere Informationen und der Link zum Reservieren der Tickets folgen.

Donnerstag, 31. Juli 2008

Taschenbuch euro-flyer

Zwischen dem 5. und 15. September werde ich ein Taschenbuch über meine Reise veröffentlichen. Das Buch ist in gebundener Form, 220 - 260 Seiten dick, durchgehend farbig und mit einer Karte der Route im aufklappbaren Umschlag.
Themen:
1. Vorwort
2. Vorgeschichte und Vorbereitung
3. Die Reise (mit Fotos und Insidertipps)
4. Leitthemen
5. Serviceteil (Erfahrungsbericht zu Material und Tipps)
6. Schlusswort
Während Merkur Druck in Langenthal das Layout bearbeitet und alles auf Druckseite vorbereitet bin ich am Schreiben der Texte.
Ich freue mich euch bald das Buch präsentieren zu können!

Freitag, 18. Juli 2008

Taschenbuch euro-flyer.ch

Ich kann endlich die Katze aus dem Sack lassen: Ich schreibe momentan an einem Buch über meine Reise und Erfahrungen. Das Buch wird in der ersten Hälfte des Monats September erscheinen und wird Reiseberichte, Insidertipps, einen Serviceteil, Erfahrungen (...) und viele Farbfotos enthalten.
Details folgen baldmöglichst. Reservationen und Anfragen wie immer an mattjaeggi@gmail.com oder auf 078/616'11'68.

Donnerstag, 3. Juli 2008

Das euro-flyer Projekt läuft weiter

Liebe Leser
Wie investiere ich meine Energie momentan und in der nächsten Zeit?
Bis Ende September werde ich bei Biketec arbeiten, ab Oktober werde ich in Barcelona einen Masterstudiengang "International Marketing" absolvieren.
Was könnt ihr in der nächsten Zeit von mir erwarten?
Ab Mitte August werde ich Präsentationen über die Reise halten, Daten und Lokalitäten folgen. Interessenten für einen Vortrag können sich bei mir melden (078/616'11'68 oder mattjaeggi@gmail.com).
Weiteres ist in Planung, ihr werdet zu gegebener Zeit informiert.

3 Videos und einige Fotos hochgeladen

Mittwoch, 18. Juni 2008

Fotos vom Empfang und dem Spiel Holland - Rumänien sind hochgeladen!

EURO-FLYER goes Holland - Romania

Auf die Einladung von Alexander Tschäppät wurde ein Kindheitstraum wahr, ich durfte ein EM-Spiel besuchen! Früh machte ich mich auf den Weg nach Bern, um bereits am "Oranje-Marsch" - der feierlichen Zelebration von Freude, Zufriedenheit und Fussball vom Kornhausplatz zum Wankdorf-Stadion vor dem Spiel - teilzunehmen. Wie alle hielt auch ich bei Rotlicht an den extra aufgestellten Ampeln und duckte mich, um beim Umschalten auf Orange freudig singend aufzuspringen und bei Grün den Marsch fortzusetzen. Nachdem ich bei den ersten zwei Holland-Spielen in der Innenstadt blieb, durfte ich heute sogar ins Stadion. Aber egal wo, die orange Kreativität und Selbstironie ist genial und sehr ansteckend und passt offensichtlich ganz gut zu der berner Mentalität und gibt deshalb diesen friedlichen und feucht-fröhlichen Mix lokaler und angereister Schweizer sowie den Gästen aus dem flachen Norden. Nicht zu vergessen sind aber auch die anderen Nationen, besonders beeindruckend im Stadion war die Lautstärke und Euphorie der rumänischen Fans, hätten ihre Spieler an diesem Abend so viel Wille, Kampfkraft und Ehrgeiz gehabt wäre der Freudentaumel in Bern orange-gelb und nicht orange-blau geworden. So wurde der Abend aber doch wie es alle erwarteten zu einer weiteren holländischen Demonstration von genialen Fans, individueller Klasse der Spieler und funktionierendem Teamgeist. Noch schöner war die nationenübergreiffende Feier in der Stadt nach dem Spiel - das ist Fussball, Offenheit, Gastfreundschaft und Gästefreundlichkeit wie man sich das nur wünschen kann. Ich wünsche mir dass die drei nächsten Spiele in Basel zu einer ähnlichen Zelebration werden, zu einem einmaligen und unvergesslichen Erlebnis Euro 2008 Austria - Switzerland.

Die Tour geht weiter - ohne Flyer

Wie angekündigt durfte ich die beiden Empfänge der Stadt Bern für die Gastländer Holland und Rumänien besuchen. Anwesend waren jeweils die Botschafter der jeweiligen Länder sowie Politiker, Würdenträger und Vertreter vom Fussballverband. Ich hatte die Möglichkeit mit einigen interessanten Personen Gespräche zu führen und einzigartige Erfahrungen zu machen - dank meinem Projekt und insbesondere dank der Förderung einiger Unterstützer. Vielen Dank!

Mittwoch, 11. Juni 2008

Einladung beim holländischen und rumänischen Botschafter

Anlässlich der Euro 08 und des Spiels Holland - Frankreich wurde vom holländischen Botschafter zu einem Apero im Erlacherhof eingeladen, dies am 13. Juni. Der rumänische Botschafter hat mich am 16. Juni anlässlich des Spiels Rumänien - Holland zu einem Apero eingeladen. Ich werde euch darüber berichten und hoffentlich einige Fotos schiessen können. (Um allfälligen Fragen zuvor zu kommen: die Einladung beinhaltet nicht den Besuch der jeweiligen Spiele.)

Montag, 9. Juni 2008

Wie geht es weiter mit dem EURO-FLYER?

Ihr werdet weiterhin von mir hören, und zwar möchte ich euch gerne über meine Reise berichten. Das Datum der Präsentation(en) steht noch nicht fest, wird aber baldmöglichst hier veröffentlicht. Falls es Publikationen über die Reise geben wird werdet ihr das hier erfahren.
Während der EM habe ich die Ehre vom holländischen und rumänischen Botschafter je zu einem Empfang eingeladen zu sein, ich werde euch darüber berichten.
Alles was weiter wichtig ist werdet ihr auf der Homepage erfahren.
Ich danke euch für die Zeit die ihr mir und meinen Erzählungen geschenkt habt, es ist mir eine grosse Ehre, dass ich in dieser Form über meine Reise berichten konnte.
Mit den besten Wünschen, euer Mathias.

Tag 99 (der Letzte): Basel - Bern (111 km)

Sehr früh standen wir am Morgen auf um den Abfahrtsevent vorzubereiten. Ich traf auf die Leute von Biketec, die mich so grossartig unterstützt hatten, Martin von Swiss Fun Rent und einige zu dieser Zeit noch unbekannte Gesichter, die mich den heutigen Tag begleiten würden. Dazu kam der erste Teil meiner Familie, die ich sehr gerne wieder in die Arme schloss. Nach einer Begrüssung durch Dr. Guy Morin machten sich rund 14 Flyerfahrer mit mir gemeinsam auf den Weg. Das Wetter war nicht ideal, aber ich fands um so besser, so konnten die Mitfahrenden etwas besser mitfühlen wie es mir die letzten 98 Tage erging. Ich genoss die Gesellschaft und die Fahrt, eine tolle Abwechslung und eine für mich sehr grosse Ehre durch andere Leute auf der letzten Etappe begleitet zu werden. Ich war mir bewusst, dass die Reise erst zu Ende war wenn ich das Rad abgestellt hatte, aber dass ich noch zwei Platten überstehen musste hatte ich doch nicht erwartet. Mit Hilfe meines Vaters und Martin waren diese allerdings schnell behoben und mit leichter Verspätung trafen wir in Kirchberg ein, wo eine ansehnliche Gruppe auf uns wartete. Ich war sehr gerührt. Hier traf ich auch auf den zweiten Teil meiner Familie. Nach einer Stärkung fuhren gegen 30 Flyerfahren nach Bern, eine Zelebration umweltfreundlicher Fortbewegung. Ich danke euch für euer Erscheinen, ich fühle mich sehr geehrt!
Ich genoss die Gespäche mit den Mitfahrenden, obwohl ich mitlerweile wirklich sehr erschöpft war. In Bern angekommen, nach 10421 Kilometern und 526:41 Stunden reiner Fahrzeit, wurden wir von Herrn Alexander Tschäppät empfangen und es gab einen Apero mit Ansprache für alle Anwesenden im sehr schönen Erlacherhof, mit tollem Blick auf die Aare. Ich war überglücklich Bern erreicht zu haben und alle meine Liebsten bei mir zu haben, ein wiederum sehr ergreifender Moment!
Nach der Eröffnung fuhr ich noch an die Aare und sass noch ziemlich lange alleine da um mit der Verarbeitung dieser unglaublichen Reise zu beginnen. Ich realisierte noch gar nichts, körperlich war ich anwesend aber mental noch ganz wo anders. Nach zwei Stunden und einigen tiefen Atemzügen holte mich mein Vater ab und es ging nach Hause, wo ich den Abend noch im engsten Kreis genoss, bevor ich schliesslich um Mitternacht völlig erschöpft in MEIN Bett sank.

Tag 98: Freiburg - Basel (84 km)

Heute war ein ruhiger Tag angesagt, nur schätzungsweise 80 Kilometer musste ich zurücklegen. Der mühsame Nieselregen machte dies allerdings nicht gerade zu einem angenehmen Tag, ich war ziemlich bald durchnässt. Interessant wurde es erst wieder als ich in die unmittelbare Nähe der Grenze kam, als ich das erste mit Basel angeschriebene Strassenschild sah. Wiederum gingen die Emotionen hoch mit mir, die Erschöpfung machte das ganze noch viel intensiver. Dann war es soweit, ich bog in Weil am Rhein um die Ecke und sah den Zoll vor mir, das Herz schlug hart in meiner Brust. Beim schweizer Zoll wurde ich sehr freundlich vom Zöllner begrüsst, offensichtlich sah er mir die Strapazen an. Mit wässrigen Augen stieg ich nach der Grenze erst mal vom Rad und liess das ganze etwas auf mich senken. Als ich weiterfuhr realisierte ich plötzlich dass ich keine Ahnung hatte wohin ich wirklich fuhr, ich war völlig in Gedanken versunken. Nach dem ich mich wieder orientiert hatte fuhr ich zu Ruedi Wengers Veloshop, er würde mich diese letzte Nacht noch beherrbergen. Vielen Dank an ihn und seine Frau für die super Gastfreundschaft! Andy Baumgartner, meine Kontaktperson und grosser Unterstützer auf der Seite von Biketec stiess dann auch noch zu mir. Wir planten den nächsten Tag, schmückten mein Rad und gönnten uns mit Ruedi noch ein Bier, bevor wir spät schlafen gingen.

Dienstag, 3. Juni 2008

Tag 97: Beinheim - Freiburg (145 km)

Ziemlich hungrig wachte ich an diesem Morgen auf, nach dem Packen gönnte ich mir ein währschaftes süsses Frühstück in der Bäckerei. Leider hatte ich am Vortag meine Handschuhe verloren, die ich während tausenden von Kilometern getragen hatte, sehr ärgerlich, doch hatte ich selbstverständlich Ersatz von Pearl Izumi dabei. Der heutige Tag war wieder sonnig, ich gönnte mir ein Mittagessen in Strassburg, sprach mit einigen interessanten Leuten und machte mich daran heute noch Freiburg zu erreichen. Die Strecke war weiter flach und sehr angenehm, die Radwege super. In Freiburg sprach ich auf dem Weg in die Jugendherberge lange mit Vera, lokale Studentin, und packte dann meine Sachen in's Zimmer, während das nächste Gewitter über mich herzog. Diesen Abend holte ich mein verpasstes Festessen des Vorabends nach, gönnte mir einiges, genoss das tolle Ambiente dieser schönen Stadt und ging sehr zufrieden schlafen.

Tag 96: Mannheim - Beinheim (140km) Die 10000er Grenze ist um punkt 15.16 Uhr erreicht!!!!!

Der heutige Tag war vorallem auf eines ausgerichtet, dem Erreichen der 10'000er Grenze. Ich konnte es bei der Abfahrt schon kaum erwarten, 32 Kilometer fehlten noch. Die harten Etappen der letzten Tage machten sich in meinen Beinen immer mehr bemerkbar, die Regenerationszeit wurde immer länger und öfters fühlten sich meine Muskeln am Morgen sehr müde an, so auch heute, weshalb ich nicht gerade schnell voran kam. Super war, dass ich alles auf Radwegen dem Rhein entlang fahren konnte, dies hiess ruhige, naturnahe und flache Strecke, sehr angenehm.
Die Fahrt wahr sehr emotional, immer wieder dachte ich an die letzten 95 Tage, die Vorbereitung und Zielsetzung, die Menschen die mich unterstützten, die Leidensmomente und viel an die so schönen Momente. Ehrlich gesagt war ich den Tränen sehr nahe. Bei 9999 Kilometern schlug mein Herz sehr schnell und Adrenalin floss durch meinen Körper, es war schlicht ein unglaubliches Gefühl als die Anzeige auf die 10000 wechselte. Ich liess einen Schrei von mir und ballte die Faust, was einige Passanten in Speyer doch sehr verwundert umherschauen liess. Ich fuhr noch einige Meter weiter und liess mich von einem Passanten fotografieren, diesen Moment wollte ich festhalten! AM TAG 96 (2.6. UM 15:16), NACH 497:05 STUNDEN REINER FAHRZEIT HABE ICH DIE 10'000 KILOMETER GRENZE ERREICHT! Ich konnte es kaum fassen. In Speyer gönnte ich mir beim Dom erst mal eine kleine Pause, um das ganze etwas senken zu lassen, machte mich dann aber bald wieder auf den Weg, ich wollte ja am 5.6. wieder in der Schweiz sein, das letzte zu erreichende Ziel meiner Reise. Kurz vor der französischen Grenze (ich fuhr auf der linken Rheinseite) traf ich auf einen Italo-Deutschen Aussteiger der heute seine erste Etappe hinter sich brachte, sein Ziel ist Sizilien. Wir fuhren einige Kilometer gemeinsam, bevor ich noch etwas Gas gab. Bald wurde ich allerdings durch ein sehr heftiges Gewitter gestoppt, glücklicherweise fand ich an einer Bushaltestelle Schutz. Das Gewitter war so heftig, dass ich trotz des Schutzes nass wurde, Äste fielen von den Bäumen, auf den Strassen bildeten sich Seen und Bäche und Blitze schlugen beängstigend nahe ein. Ich fühlte mich doch ziemlich unwohl. Als das ganze Spektakel etwas nachliess machte ich mich auf den weiteren Weg, der Regen war noch sehr intensiv und überall lagen Äste auf dem Weg, aber ich wollte noch einige Kilometer zurücklegen. Und eigentlich war es ganz idyllisch, so alleine im Regen, ich mag das. Als ich ein Hotel erreichte gönnte ich mir das komfortable Zimmer, allerdings hatten alle Restaurants in der Umgebung geschlossen, so musste ich mich glücklich schätzen noch zwei Sandwiches zu kriegen und diese verspeisen zu können. Nicht gerade ein würdiges Mal für so einen Tag...

Tag 95: Stromberg - Mannheim (133 km)

Erste Aufgabe dieses Tages (nach dem Frühstück) war den Reifen zu flicken, was ich mässig motiviert tat. Dementsprechend lange dauerte es, bis ich schliesslich doch noch losfuhr. Wenigstens empfing mich die Sonne, nach den eher regnerischen letzten Tagen eine willkommene Abwechslung. Weiter aufgehalten wurde ich durch ein kaputtes Luftpumpenventil an der Tankstelle, was mir den Reifen entleerte statt aufblies, Momente die man mässig geniesst. Schliesslich kam ich doch noch vorwärts und erreichte nach einigen netten Begegnungen Gross Gerau, wo ich bei Fahrrad Fuchs empfangen wurde. Nach einer kräftigen Stärkung und der Beantwortung einiger Fragen für die Presse blochte ich weiter in Richtung Mannheim. Das Terrain war wieder sehr flach, so kam ich zügig voran. Unterwegs traf ich mich mit Uli Laier, den ich in der Türkei getroffen hatte, er war mein heutiger Wegbegleiter und Gastgeber. Wir tranken ein Bierchen auf seinem Balkon, plauderten über unsere Erfahrungen und gingen noch auf eine kleine Stadtrundfahrt und ein ausgiebiges Essen. Danach sank ich völlig erschöpft ins Bett.

Tag 94: Köln - Stromberg (175 km)

Heute Abend war ich bei der Familie Kemper in Stromberg eingeladen, Problem war nur, dass ich zuerst bis nach Stromberg kommen musste. Um dies zu erreichen verliess ich Köln früh, gönnte mir unterwegs ein (süsses) Frühstück und versuchte schon am Morgen viele Kilometer hinter mich zu legen. Ich kam nicht weit als bereits wieder heftige Schauer einsetzten, deswegen gönnte ich mir noch mehr Süssigkeiten in einem Kaffee, wo ich das Rad auch unterstellen konnte. Solche Situationen sind immer super um mit lokalen Leuten in Kontakt zu kommen. Als der Regen nachliess schwang ich mich auf mein Rad und fuhr immer weiter dem Rhein-Radweg entlang. Der untere Teil des Rheins war weiterhin nicht besonders schön, vielleicht war allerdings meine Wahrnehmung etwas durch das schlechte Wetter getrübt. Nicht sehr erfreut war ich als ich mit rund 25 km/h auf eine Wegschwelle fuhr und einen riesigen Schlag einfuhr. Ich prüfte Rad und Anhänger auf Schäden, fand allerdings nichts. Nach einiger Zeit bemerkte ich jedoch, wie langsam Luft auf dem Hinterreifen entwich. Ich fluchte, entlud mein Rad und versuchte es mit einem Schaum zu reparieren, was mässig erfolgreich war, nach 15 Kilometern war die Luft jeweils wieder entwichen. So kämpfte ich mich von Tankstelle zu Tankstelle, weil ich nicht Lust hatte den Reifen zu wechseln, was nicht sehr rational war, ich halt trotzdem so durchzog. Immerhin war ich mitlerweile in der traumhaft schönen Mittelrhein-Gegend angelangt. Sanfte Hügelketten umschliessen den Rhein, der sich durch das Tal schlängelt. Auf den Anhöhen oder im Wasser trohnen Burgen, eine schöner als die Andere, am Wasser liegen piktoreske Dörfer, wirklich wunderschön diese Gegend! Rund 20 Kilometer vor Ankunft in Stromberg, noch immer mit schleichendem Platten unterwegs, begann ein heftiges Gewitter über mich zu ziehen. Ich hatte keine Wahl als weiter zu fahren (und zu fluchen) und kämpfte mich nach Bingen, von da an einen steilen Anstieg nach Stromberg hoch, dies mitten zwischen Blitz und Donner. Glücklich aber erschöpft erreichte ich Stromberg, wo ich warm empfangen wurde und ein angemessen grosses Schnitzel mit Salat und Dessert verschlang, bevor ich mit Aline mal wieder lange und ausgiebig plaudern konnte.

Tag 93: Babberich - Köln (168 km)

Früh packte ich meine Sachen, kochte mir Tee, ass ausgiebig Frühstück und verliess Holland. Ziel war heute noch Köln zu erreichen, zudem Stand ein Empfang in Dinslaken auf dem Programm. Ich gab am Morgen ziemlich Gas und gönnte mir wenig Pause, da ich um 13 Uhr erwartet wurde. Die Strecke war ganz nett, die Dörfer schöne und alles flach, also keine grosse Herausforderung. Zudem gab es auch hier fast überall Radwege, einen Komfort den ich mir nicht gewohnt war, mehr als 8000 Kilometer hatte ich nicht auf Radwegen zurückgelegt. Ich fuhr alles, soweit möglich, dem Rhein entlang. Pünktlich wie man es von Schweizern erwartet, fuhr ich bei Fahrrad Vogel in Dinslaken ein, wo ein Empfangskommitee und die Presse auf mich wartete. Ich erhielt den Dinslakener Thaler und einen Wimpel des hiesigen Radsportvereins und wurde auf ein Mittagessen eingeladen. Danach ging es durch das Ruhrgebiet weiter, ehrlich gesagt eine ziemlich hässliche Region. Entlang des Rheins ist die Schwerindustrie angesiedelt, die Städte haben kaum Charme und ich war äusserst dankbar für jeden grünen Flecken. Witzig zu sehen waren die vielen Kaninchen, die überall herumrannten und sich in dem Gebiet sehr gut eingenistet haben (ich nehme mal an sie sind eine Plage, so viele wie da rumrennen). Ich zog es dem Rhein entlang weiter bis um 21 Uhr, als ich endlich in Köln ankam. Glücklicherweise fand ich bereits im zweiten Anlauf ein Bett, das Rad durfte ich in die Garage stellen. In diesem Moment begann es zu regnen. Nach einer Dusche gönnte ich mir die zweite drausen, um zu essen. Ich ass in einem hervorragenden vietnamesischen Restaurant mit dem Namen Cyclo, sehr passend, und ging früh schlafen, da morgen eine weitere heftige Etappe auf dem Programm stand. Im Zimmer unterhielt ich mich noch mit zwei Mexikanern, bevor ich dem Kissen lauschte.

Tag 92: Amsterdam - Babberich (140 km)

Nach der sehr erholsamen und spannenden Zeit in Amsterdam, Danke Dave, ging es um 11 Uhr weiter. Den Weg aus Amsterdam fand ich sehr schnell, dann kamen leider heftige Regenfälle und ich gönnte mir ein sehr delikates und frühes Mittagessen beim Chinesen. Das Wetter besserte sich nicht während ich ass, so ging es bei strömendem Regen weiter. Holland ist genial für Radfahrer, da es immer Radwege gibt. Nachteil ist allerdings die Zersiedlung, so fährt man immer an Kreuzungen, Ampeln, muss bei Einfahrten warten und so wurden diese eigentlich kurzen 140 Kilometer sehr hart. Nach einem Besuch bei Rein Venendaal, der sich auf Grund der etwas schwierig zu findenden Route um zwei Stunden verspätete, fuhr ich bis an die deutsche Grenze und übernachtete da auf einem Zeltplatz, ging früh schlafen.

Tag 91: Pause in Amsterdam

Schlafen, essen, Whirlpool (mit Bierchen), Blog nachholen, Fotos hochladen, essen, trinken mit einer Gruppe junger Holländer, Blog schreiben, spät schlafen.

Tag 90: Esche - Amsterdam (80 km)

Früh am Morgen wurde ich geweckt und von Michael Rolfes abgeholt, um bei Rolfes Bicycles mit Gästen zu sprechen und für die Medien Fotos zu schiessen. Es entwickelte auf der Fahrt bereits ein interessantes Gespräch, im Laden wurde ich von einer Gruppe Flyer-Fahrer empfangen und mit einem Haufen Fragen eingedeckt. Die Bekanntschaften waren die Verspätung und die Umstände mehr als wert, die Herzlichkeit und Wärme der Leute ein schönes Willkommen in Holland. Ed, ehemaliger Manager bei Sandoz fuhr mich danach in Richtung Amsterdam, damit ich dieses noch am Abend erreichen konnte. Wir diskutierten lange und sehr intensiv, für mich als angehender Master in International Marketing war dieses Gespräch sehr lehrreich und äusserst interessant, ein einmaliger Kontakt und Einblick. Wir assen noch gemeinsam zu Mittag, bevor ich mich auf den Weg machte. Der Besuch hatte sich mehr als nur geloht!
Der Weg nach Amsterdam war ziemlich langweilig, das Wetter regnerisch aber warm. Ich fuhr über die künstliche (unter dem Meeresspiegel liegende) Insel bei Almere, auf quadratischen Strassen mit Wäldern deren Bäume in Reih und Glied standen. Ich war etwas angeekelt von dieser künstlich angelegten Natur, erfreute mich aber der vielen Pferde. In Amsterdam wurde ich von David Degen empfangen, ein Oltner der sein eigenes Geschäft in Holland eröffnete, eine Web Design Agentur. Wir assen mit seinen Mitbewohnern Fondue (!!!) und tranken etwas Wein, genossen die Gemütlichkeit ihres Balkons und führten lustige Gespräche, bevor ich zeitig und völlig übermüdet schlafen ging.

Tag 89: Achim - Esche (168 km)

Diesen Morgen fuhr ich sehr spät los, da wir uns noch lange unterhielten. Am Abend war ich bei Friedrich Balder an der Deutsch-Holländischen Grenze eingeladen, so war die Route vorgegeben. Diese Ecke Deutschlands ist vorwiegend flach, aber schön und angenehm zu befahren. So kam ich gut voran, der Wind unterstützte mich, das Wetter war nach den vorabendlichen Schauern auch wieder top und die Vöfel zwitscherten mich voran. Um 17 Uhr erhielt ich einen Anruf vom Flyer-Importeur in Holland, er fragte mich ob ich noch einen der holländischen Flyer-Verkäufer besuchen könne am nächsten Morgen. Ich musste mir diese Entscheidung gut überlegen, da der Laden nicht auf der Strecke lag und ich am nächsten Abend in Amsterdam sein wollte, um meinen Zeitplan einhalten zu können. Etwas widerwillig stimmte ich zu, aber die Offenheit neue Leute kennenzulernen und der Wille umweltfreundliches Reisen zu bewerben liessen mich zusagen. Danach blochte ich weiter in Richtung Grenze, war aber mitlerweile sehr spät dran, dies auf Grund der Planung und Telefonate für den Besuch. Nach Zehn Uhr traf ich bei Friedrich und Familie ein, ich wurde herzlich begrüsst und ein ausgiebiges Abendessen. Danach diskutierte wir noch lange über erneuerbare Energien und umweltfreundliche Produkte, bevor ich völlig erschöpft schlafen ging.

Montag, 2. Juni 2008

Ankunftstag - Dresscode

Liebe Mitfahrer
Ich bin mitlerweile durch 20 Länder gefahren und überall habe ich wunderbare Menschen kennengelernt. Da Weltoffenheit ein Kernpunkt meiner Reise war, wünsche ich mir, dass sie dies auf der letzten Etappe mitleben. Deswegen bitte ich sie sich selbst, ihr Fahrrad, ihren Anhänger, ihre Kinder oder was ihnen gerade zur Verfügung steht mit einem Ländermotto zu schmücken. D.h. kommen Sie mit dem Schweizer Fussballshirt, hängen sie sich die Griechische Fahne um, tragen sie ein Wikingerschwert, ... lassen sie ihrer Fantasie freien Lauf und lassen sie dies zu einer farbenfrohen und fröhlichen Fahrt werden! Ich freue mich!

Tag 88: Hamburg - Achim (120 km)

Aufgrund der etwas längeren Nacht fuhr ich erst nach dem Mittag los, nahm die Fähre ins "alte Land" wo mich der Michael vom Radwerk nochmals auf Kaffee und Kuchen empfing und mich danach durch die schöne Landschaft begleitete und mir viel über die Region und Kultur erzählte. Zudem sah ich zum ersten Mal Ebbe und Flut, erlebte gerade den Wechsel wie der Fluss die Richtung änderte, sehr beeindruckend. Was passiert wenn man müde ist? Man fährt wie immer, nur macht man Fehler. Nachdem ich einmal an der Kreuzung die richtige Strasse verpasst habe eierte ich regelrecht in der Weltgeschichte herum, irrte von einem Irrweg zum anderen, wurde dafür mit dem Anblick von wilden Rehen belohnt. Dann kam der Regen auf und ich ärgerte mich über meine Irrfahrt, auf einer Kopfsteinpflasterbrücke konnte ich nur mit Not einen Sturz verhindern, dies mahnte mich wieder, dass die Reise erst zu Ende ist wenn ich auch wirklich in Bern im Erlacherhof stehe. Nach 22 Uhr kam ich in Achim an, wo ich grosszügigerweise Sollis Mami empfangen wurde, die ich nicht kannte und die mich trotzdem wie einen König beherrbergte. Wir assen zusammen und sprachen noch bis spät in die Nacht.

Tag 87: Bad Segeberg - Hamburg (80 km)

Nach einem sehr ausgiebigen Hotel-Frühstuck (für mich Luxus pur) machte ich mich auf den Weg nach Hamburg, wo Radwerk einen kleinen Empfang für mich vorbereitet hatte. Ich genoss Kuchen und Apfelsaft, während ich einer Reporterin Auskunft gab. Danach furh ich mit Michael und Familie noch an den Hafen, sie gaben mir sozusagen eine Turisten-Info-Fahrt.
Danach traf ich mich mit Freunden die ich in Hamburg kenne, bei denen ich auch schlafen konnte. Wir feierten noch mit einer grösseren Gruppe, genossen die gute Stimmung und die nette Gesellschaft. Die grosse Überraschung kam in einer Bar später am Abend, wo ich eine Andrea und Luzi traf, Kollegen aus der Schweiz - völlig ungeplant! Wir staunten alle nicht schlecht, lachten, begrüssten uns überschwenglich und plauderten bei einem Bierchen. Ich habe mich wirklich riesig gefreut, eine tolle Überraschung.

Tag 86: Maribo - Segeberg (146 km)

Wieso der Campingplatz so teuer war wurde mir erst später bewusst, dieser hatte 3 Stern Niveau, so konnte ich die Küche benutzen und mein Abendessen im Aufenthaltsraum vor dem Fernseher geniessen, auf einem bequemen Sofa. Ich hab mich nicht beklagt. Ich packte am Morgen mein Zelt zusammen und fuhr weiter durch das sanft hügelige südliche Dänemark, in Richtung Rodbyhavn, wo ich die Fähre nehmen würde. In Dänemark zu fahren war sehr angenehm, super Radwege, wenig Verkehr und Strassenkreuzungen und sehr angenehme Leute. Die Fähre nach Puttgarten war beeindruckend gut organisiert, warten musste ich auch nicht und die Angestellten der Fähre wollten alle Details meiner Reise erfahren. In Deutschland auf der Insel Fährmann angekommen kam der Schock, horden gestresster Turisten übervölkerten die Insel und gaben mir eine harte Zeit nach dem ruhigen Schweden und Dänemark. Ich war froh als ich von der Insel weg war und durch die schöne Landschaft gegen Hamburg fuhr, wieder mit etwas gemütlicheren Leuten zu tun hatte. Vor Bad Segeberg fuhr ich entlang traumhafter kleiner Seen und durch Wälder, sehr motivierend wenn man so spät (um 20 Uhr) noch unterwegs ist. In Bad Segeberg war leider kein Hotel frei, so musste ich nochmals weiter fahren und ausserhalb schlafen. Leider ging dort meine Visa nicht, so gab es nochmals 8 Zusatzkilometer um Geld zu besorgen. Aber dann genoss ich es um so mehr endlich mal wieder auf einem richtig komfortablen Bett zu schlafen.

Donnerstag, 29. Mai 2008

Update Fotos und Blog

Liebe Leser, wie versprochen habe ich eine stattliche Anzahl der Blogs nachgeholt (siehe auch unter ältere Blogs!). Zudem habe ich wieder Fotos hochgeladen. Viel Spass beim Lesen!

Weitere Routenplanung (Ankunft, sofern alles gut läuft):
29.5. Emmerich
30. Köln
31. Bingen
1.6. Mannheim
2.6. Strassburg
3.6. Freiburg
4.6. Basel
5.6. Bern

Tag 85: Kopenhagen - Maribo (140 km)

Nach erholsamen drei Tagen in Kopenhagen, einer Radverrueckten Stadt mit viel Charme, ging es heute weiter in Richtung Deutschland. Bei schoenem und warmem Wetter dueste ich nach ausgiebigem Fruehstueck und einer Power-Ovo los, und bereits nach kuerzester Zeit war ich im Gruen unterwegs. Ich fuhr dem Meer entlang und kam dank Rueckenwind und gut erholten Beinen super voran, genoss die Fahrt in vollen Zuegen. Einziges Manko war die etwas langweilige Streckenfuehrung, die Strasse war schnurgerade waehrend endlos vielen Kilometern. Aber die schoene Natur und die sehr netten Leute, sowie die stetigen Radwegen machten diese etwas mehr als 6 Stunden zu einer wahren Vergnuegungsfahrt. In Maribo liess man mich leider nicht mehr ins Hostel, die Skandinavischen Oeffnungszeiten treiben mich mich immer wieder in spannende Situationen. So schlafe ich heute auf einem (suendhaft teuren) Campingplatz an traumhafter Lage, direkt am See, bei Anwesenheit von rund 200000000000 Muecken. Das wird mir ja morgen wieder ein einzigartiges Erwachen geben...

Tag 82: Öved - Kopenhagen (60 km); Tag 83 und 84 Kopenhagen

Pünktlich um 5.30 Uhr weckte mich die Krähe, die über mir ein Nest hatte und schiss dezent drei Mal auf mein Zelt. Ich schlief trotzdem noch ein wenig und machte mich bei schönem aber kaltem Wetter auf den Weg nach Kopenhagen, wo ich mir ein paar bitter nötige Freitage gönnen wollte. Ich fuhr dem See entlang, an dem ich mein Zelt aufgebaut hatte und sah viele Enten, Pferde und gar Rehe und Hasen. Leider wechselte das Wetter und Regen zog auf. Allerdings erreiche ich Malmö noch vorher. Dort wurde ich von jemandem auf direktestem Weg an den Bahnhof geführt, wo ich den Zug nach Kopenhagen nahm (nehmen musste). Dort angekommen suchte ich mir eine Jugendherberge, bereitete alles vor, damit ich endlich mal wieder alles waschen konnte (seit Ungarn zum ersten Mal) und sprach lange mit Moa, einer Schwedin, bevor ich mir eine Dusche gönnte und mich mit Judith traf, die mich in meiner freien Zeit unterhielt und unterstützte. Wir machten nette Bekanntschaften und genossen die Zeit in der Stadt sehr, ich persönlich liebe Kopenhagen! Und die Kuchen, die man da kaufen kann...

Mittwoch, 28. Mai 2008

Tag 81: Karlshamn - Öved (132 km)

Und weiter ging es durch diese imposante und abwechslungsreiche Landschaft, hügelig, mit vielen Seen und Flüssen, dem Meer und schönen Küsten, Wäldern, piktoresken roten Häusern am Strassenrand, wirklich ein Land zum verlieben. Ich genoss die Zeit so sehr, dass ich mir an den angenehmen Orten jeweils sehr viel Zeit nahm, ebenso für die Menschen die mit mir sprechen wollten. So blieb ich lange in einem Kaffee, in der Emily mir einen Kaffee für meine letzten 7 Kronen gab, und dazu eine leckere Süssigkeit für auf den Weg (ich hätte sie beinahe gefragt, ob sie mich heiraten wolle), sprach mit ihrem Chef, diskutierte mit dem alten Herrn am wunderschönen Strand von Ahus. Aus diesem Grund war ich sehr spät dran und konnte weniger Kilometer absolvieren, aber diese Begegnungen sind es, die meine Reise so wertvoll machen, für den Moment und die Zukunft. Am Abend konnte ich keine Unterkunft finden, so fragte ich eine Familie ob ich in ihrem Garten zelten dürfe. Sie waren offen und machten mir gar ein sehr leckeres Nachtessen, und ich war zusätzlich sehr erfreut darüber mich in ihrem warmen Haus aufwärmen zu können, denn in Schweden war es doch ziemlich kalt, nach 17 Uhr im einstelligen Bereich.

Tag 80: Karlskrona - Karlshamn (72 km)

Ich spreche am nächsten Morgen sehr lange mit den beiden. Wir verstehen uns super und haben ein sehr intensives Gespräch, es fällt mir schwer sie wieder zu verlassen, es scheint als hätten wir uns sehr viel zu erzählen. Dann fahre ich doch weiter durch die traumhafte schwedische Natur, spreche unterwegs noch mit verschiedenen Leuten, weshalb der Empfang der Jugendherberge auch schon wieder geschlossen ist als ich um 8 ankomme. Freundlicherweise laden mich 3 Schwedinnen zu sich nach hause ein, ich nehme dankend an.

Tag 78 und 79: Kaliningrad - Gdynia - Karlskrona (166 + 20 km)

Vorteil eines Hotels sind die üppigen Frühstücke. Dann lasse ich mich von einem Taxi aus der Stadt bringen, diese Tortur will ich mir nicht noch mal antun, und vor allem ist es sehr riskant. So beginnt die Fahrt im Grünen, sehr angenehm. An der Grenze passiere ich die wartenden Autoschlangen und passiere die Kontrollen innerhalb von 7 Minuten! Ich glaube ich bin damit Rekordhalter, bei den Autos werden Armaturenbretter abgeschraubt und alles aufs Peinlichste kontrolliert, ich muss 2 Fragen beantworten und bin raus. Teile der Strecke habe ich schon befahren, was mich etwas langweilt, doch dann gehts der Küste entlang, rauf und runter, was hart aber schön ist. Ziel ist eigentlich die Fähre zu erreichen, dies scheint aber unmöglich, gerade weil ich gestern noch so müde war. Ich pedale einfach und schaue ob es nicht doch möglich ist, spare Batterie und geniesse dann die schöne Ebene Strecke in Richtung Gdansk, leider nicht mehr am Meer. Einmal in Fahrt gekommen geht es dann doch besser als geplant und ich erreiche die Fähre pünktlich, nach einer Monsteretappe. Ich komme dann auch kaum mehr die Treppen hoch und runter.
Die Fähre fährt über Nacht, bei gutem Wetter treffen wir in Karlskrona ein. Ich verabschiede mich von meinem Zimmergenossen und fahre in die Stadt, wo ich mir einen freien Nachmittag gönne. Leider klappt die Unterkunft in der Jugendherberge nicht, und 25 Franken für einen Zeltplatz will ich auch nicht zahlen, so schlage ich in der schönsten Bucht mein Zelt auf und geniesse nackig und ungestört den Sonnenuntergang. Beim Abendessen erhalte ich einen Anruf der lokalen Zeitung und gebe ihnen ein Interview. Die Interviewerin ruft ihren Mann und sie lassen mich in ihrem Camper schlafen, so packe ich spät mein Zelt und ziehe im Camper ein.

Tag 77: Frombork - Kaliningrad (70 km)

Die Nacht im Schlafsack war kalt, ich fühle mich ziemlich elend und habe wenig Kraft in den Beinen. An einem Bahnübergang muss ich eine gute Viertelstunde warten, weil dort ein Zug rangiert. Dies scheint aber normal zu sein, niemand regt sich auf - so ist der Osten nun mal, man braucht Geduld. Ich fahre auf Stufe 3, weil ich sonst - gefühlt - nicht vom Fleck käme. Dann kommt der spannende Moment des Grenzübertritts. Der Polnische Kontrolleur will mich erst nicht durchlassen, weil keine Fahrräder durch dürfen (was eigentlich gar nicht stimmt). Ich zeige ihm die Nummer (den Finger habe ich unten gelassen...) und passiere. Dann geht es problemlos durch 3 russische Kontrollen und vorbei an hohen Stacheldräten und wartenden Autoschlangen. Die Natur ist schön, doch je näher ich an Kaliningrad komme desto mehr Verkehr herrscht. Und im Osten heisst dies intolerante Fahrer in stinkenden Rostmühlen, zudem katastrophale Strassen. Ich fühle mich weiter schwach, erreiche aber das Hotel ohne nennenswerte Probleme. An der Rezeption sprechen sie kaum englisch, was mich nicht weiter verwundert. Endlich im Zimmer sacke ich erst mal in mein Bett und schlafe, erhole mich. Dann dusche und wasche ich und gehe dann etwas in die Stadt, fühle mich aber weiter nicht sonderlich. Mein Instinkt treibt mich dann noch in eine Bar, obwohl ich früh schlafen gehen wollte, und da ist die Hölle los! St. Petersburg spielt im Uefa Cup Final. Die Stimmung ist enorm, ich setze mich zu zwei Jungs und spreche etwas mit ihnen, doch meist übertönen Sprechgesänge meine Worte. Als sie gewinnen steppt der Bär endgültig, Hupkonzerte werden noch die ganze Nacht meinen Schlaf stören.

Tag 76: Czersk - Frombork (156 km)

Nach einem sehr netten Gespräch mit dem Hotelbesitzer, der mir von Santorini (Griechenland) vorschwärmt, geht es zuerst auf Kopfsteinpflaster und dann wieder auf dieser mühsamen Betonstrasse weiter. So werden bereits die ersten 40 Kilometer zur Herausforderung für Material, Körper und Geist. Zusätzlich ist die Temperatur rund 10 Grad tiefer als am Vortag, was all dies auch nicht erträglicher macht. Ich nerve mich sehr, muss mir mehr Pausen gönnen als üblich. Ziel ist heute möglichst nahe an die Russische Grenze zu kommen, da mein Visum in 2 Tagen ausläuft und ich sicher nach Kaliningrad will, um meine Aufgabe zu erfüllen, alle EM Teilnehmerländer zu besuchen. Trotz Müdigkeit und kühlem Körper kämpfe ich mich in Elblog nochmals hoch und fahre bis kurz vor die Grenze, wo ich in einer Holzhütte Unterschlupf finde.

Tag 75: Przesieki - Czersk (172 km)

Ich stehe früh auf und fahre ohne Socken los, denn das Wetter ist ideal und warm. Der Weg führt mich weiter durch endlose Wälder die sehr gut nach Tannen riechen. Wieder und wieder tauchen kleine Seen am Rand auf und geben der Natur eine besondere Note. Nach 140 Kilometern ist leider Schluss mit der Beschaulichkeit, die Teerstrasse wird zur Betonstrasse, alle rund 7 Meter schlägt mir eine Schwelle zuerst auf das Vorderrad, dieses ist wenigstens gefedert, und dann auf den Hintern. So werden die letzten 30 Kilometer zur Tortur, die vielen Schläge zermürben, das Material wird mal wieder aufs Äusserste geprüft und hält durch. Ich auch.

Dienstag, 27. Mai 2008

Amsterdam

Liebe Blog-Leser
Bitte entschuldigt das Fehlen der Updates, es war mir die letzten Tage nicht möglich ins Internet zu gehen. Ich habe mir für morgen Mittwoch viel Zeit für viel Lesestoff für Euch eingeplant.
Mitlerweile habe ich das letzte noch fehlende Land meiner Reise, Holland, erreicht und freue mich auf die Heimreise.
Ich hoffe viele von Euch am 5.6. zu sehen und möchte Euch persönlich dazu einladen mich auf der letzten Etappe zu begleiten (siehe rechts).
Bis bald und mit lieben Grüssen
Euer Mathias

Donnerstag, 22. Mai 2008

Streckenupdate

Momentan bin ich in Kopenhagen, heute gehts weiter nach Hamburg, dann ueber Bremen nach Amsterdam und dann nach Hause!

Berlin - Kaliningrad

Bitte entschuldigt fuer die kurze Berichterstattung. Es ist mir unter diesen Umstaenden unmoeglich taeglich einen Blog zu fuehren, da ich meistens lange ohne Internetzugang auskommen muss. Ich werde sobald ich Zeit habe, spaetestens nach meiner Rueckkehr, die Details jedes Tages nachfuehren.

Berlin (Tag 73) verliess ich spaet, musste ich doch noch meinen Platten im Anhaengerreifen flicken. Das Wetter hingegen war super. Ich fuhr zuerst aus der Stadt, was mir wie immer einige Probleme bereitet. Aber einmal ausserhalb genoss ich die topfebene Strecke durch die Waelder zwischen Berlin und Polen. Am Abend stellte ich mein Zeit auf einem Campingplatz direkt an der Grenze auf, wo ich auf sehr freundliche Platzherren traf. Leider schlief ich nicht sonderlich gut, weshalb ich am naechsten Morgen mal wieder ein Gesicht machte, als haette eine Kuh auf meinem Gesicht gesessen, als ich schlief.
Das Fruehstueck goennte ich mir in der warmen Sonne, schon frueh waren die Temperaturen sehr angenehm. Danach packte ich meinen Flyer und machte mich auf nach Polen. Die Grenze ueberflog ich, Kontrollen bestehen nicht mehr, und bald schon war ich in den endlosen Waeldern Polens. Um rechtzeitig in Kaliningrad zu sein, mein Visum war auf 5 Tage begrenzt, nahm ich den direkten Weg auf der Hauptstrasse und nicht den schoeneren aber viel weiteren auf etwas kleineren Strassen (Europaradweg St. Petersburg - Frankreich). Ich genoss die Fahr sehr, aus den Waeldern wehte dieser warme Luft der nach Nadelbaeumen roch, der Verkehr war soweit ganz angenehm und kleine Seen vollendeten das Bild einer traumhaften Natur. Am Abend schlief ich auf einem Campingplatz eines Motels. Die Besitzer luden mich ein mit ihnen zu essen, und den Zeltplatz ueberliessen sie mir auch gratis. Polen wird mir mit seinen interessanten und sehr Gasfreundlichen Leuten sehr gut in Erinnerung bleiben.

Montag, 19. Mai 2008

Ankunft Bern am 05.06.

Am 5. Juni wird Mathias Jaeggi und euro-flyer.ch nach über 10'000Km die letzte Etappe von Basel nach Bern in Angriff nehmen. Nach dem Start am Morgen in Basel wird er um 15.30 Uhr in Bern im Erlacherhof vom Berner Stadtpräsidenten Alexander Tschäppät empfangen.

Für euro-flyer.ch-Fans stellt FLYER Biketec ein Kontingent von 35 FLYER zur Verfügung. Ziel ist Mathias Jaeggi mit möglichst vielen FLYER-Fahrern am letzten Tag zu begleiten. "Es het solangs het."

Reserviert Euch den 05.06. und begleitet Mathias ab Basel oder Kirchberg oder kommt direkt zur Zielankunft um 15.30 Uhr im Berner Erlacherhof.

Reservationen bei: Andy Baumgartner, a.baumgartner@flyer.ch, 034 445 60 60

Weitere Infos folgen!

Samstag, 17. Mai 2008

Heja Sverige

Nach einer weiteren Monsteretappe habe ich am 15. direkt aus Kaliningrad kommend die Fähre nach Karlskrona (Schweden) genommen. Meine Ankunft wurde von der lokalen Presse interessiert mitverfolgt, hier der link: http://www.blt.se/nyheter/blekinge/hela-830-mil-pa-batteridriven-cykel(643667).gm
Momentan bin ich gerade zu Gast, deswegen nur ein kurzer Eintrag. Meine Reise ist aber noch immer unglaublich spannend, ich freue mich euch die Details darueber in bälde zu posten.

Mittwoch, 14. Mai 2008

Rueckkehr am 5.6.

kurze Info: Die Rueckkehr findet bereits am Donnerstag 5.6. statt, nicht wie geplant am 6.6.
Grund ist nicht mein Heimweh, sondern ein offizieller Empfang beim Stadtpraesidenten in Bern um 15.30. Weitere Details, Infos zur Route und wie man mitfahren kann folgen demnaechst.

Russland

liebe Leser, ich bin heute heil und ohne groessere Probleme in Kaliningrad, Russland, angekommen. Morgen werde ich Russland bereits wieder in Richtung Polen verlassen, bevor es dann nach Schweden geht. Die Blogs werden wieder hochgeladen sobald ich wieder in der westlichen Welt bin und der Internetbesuch bezahlbar (und die Verbindung angemessen schnell) ist. Da rollt der Rubel, und der Flyer. Liebe Gruesse

Samstag, 10. Mai 2008

Fotos hochgeladen!

Ich habe endlich einige der vielen Fotos hochladen können, Bulgarien - Berlin ist jetzt bildlich verfügbar. (Die Platzierung auf Google Maps werde ich später vornehmen)
Übrigens, hier in Berlin habe ich die 7500 Kilometer Grenze überschritten! :-)

Tag 70: Lübben - Berlin (94 km), Tag 71 und 72 Berlin (40 km)

Früh am Morgen verlasse ich Lübben und geniesse bei tollstem Wetter die Fahrt durch die Spree-Landschaft, vorbei an Seen und Flüssen, durch Tannenwälder. Bis sehr weit in die Stadt Berlin kann ich im Grün fahren, die Strecke ist sehr flach, deswegen komme ich sehr gut voran. Vor dem Brandenburger Tor treffe ich eine Schulklasse aus der Schweiz, die den Spree-Radweg gefahren ist, Respekt! Und schön zu sehen, dass sich die Jugend führ das Radfahren interessiert. Ich plaudere mit ihnen, kriege von ihnen ein Gläschen Sekt zum feiern der Ankunft. Dann treffe ich mich mit Rolf und freue mich über die väterliche Umarmung und ihn wieder zu sehen. Wir werden zwei Tage zusammen verbringen und Berlin erkunden. Wir gönnen uns ein gutes Mittagessen und erkundigen etwas die Stadt, bevor wir der Spree entlang zu Velokonzept.de fahren, meinem (unserem) Gastgeber in Berlin. Vielen Dank! Sie zeigen uns die Sehenswürdigkeiten und mit ihrer Karte und insider-Tipps sehen wir ein sehr spannendes Berlin, führen gute Gespräche und lernen viel über die spannende Geschichte dieser einzigartigen Stadt. Ich geniesse die Zeit mit meinem Vater sehr, es ist schön seine familiäre Vertrautheit zu spüren, nach der langen "einsamen" Zeit.
Jetzt geht es weiter nach Polen und Russland (Königsberg), bei warmem und schönem Wetter.

Ode an den Spree-Radweg

Durch eine enge Gasse fahre ich auf den Marktplatz von Bautzen, die Sonne scheint, vor den Ständen herrscht reges Treiben, was die Verkäufer hinter ihren Ständen aber nicht aus der Ruhe bringt. Ihre Gemütlichkeit gibt der Stadt eine einzigartige Stimmung. Ich kurve durch die engen Gassen, vorbei an antiken Gebäuden, schönen Fresken und symphatischen Kaffees. Als ich die Stadt verlasse blicke ich nochmals zurück und sehe die hochragenden Türme die einen sanften Kontrast zu den blühenden Rapsfeldern geben. Zu Beginn meiner Fahrt ist das Terrain noch leicht hügelig, die Ausblicke oben entschädigen jeweils für die kurzen Anstiege auf die vielen Seen und Flüsse, blickt man zurück sieht man die Anhöhen der sächsischen Schweiz. Dann wird es allmählich flach und ich gleite durch die sanfte Landschaft, vorbei an Bauernhöfen und Heimatstuben, immer in der Natur. Besonders schön ist die Fahrt durch den Spreewald, ein Wald der von Wasserkanälen durchzogen ist. Vor Lübbenau fliege ich regelrecht durch die endlos lange scheinenden Wälder, zwischen zwei Kanälen auf denen die vielen Bäume und Sträucher sich reflektieren, nur auf dem Wasser liegender weisser Blütenstaub bildet einen Kontrast zum üppigen Grün. Ich bin in einer komplett anderen Welt, die Beine bewegen sich von selbst und nur die idyllischen kleinen Brücken holen mich wieder aus meiner Gedankenlosigkeit zurück. In Lübbenau fahre ich durch das Städtchen mit vielen Kaffees und allerlei angebotenen Aktivitäten wie Radfahren, Einkaufen und Bootsfahrten in den Kanälen. Weiter nörlich fahre ich wieder an unzählig vielen Seen und Kanälen vorbei, grüsse die zufriedenen Leute die kurz vor Sonnenuntergang noch unterwegs sind und beobachte die Reflexionen auf dem Wasser, die akkustisch von den vielen Vögeln untermalt werden, sehe Hasen über die Felder rennen und Enten baden. Jede Siedlung ist sehr grün und die Häuser schön in die Natur eingebettet, die Wege sind gut und detailliert Ausgeschildert, ein echtes Radfahrer-Paradies!

Freitag, 9. Mai 2008

Tag 69: Rumburk - Lübben (172 km)

Der Start aus Rumburk war leider nicht sehr verheissungsvoll, kalte Temperaturen und aufziehender Regen drückten etwas auf meine Stimmung. Gerade als ich an einer Bushaltestelle meine Regen-Schuhüberzüge anzog ruf mich Franziska von Radio Argovia zum regelmässigen Interview an (das Interview fand morgens statt, wurde aber erst am Nachmittag ausgestrahlt). Und danach besserte sich auch gleich das Wetter, die Sonne kam und mit ihr die Wärme, ich war in bester Stimmung. Im schönen Bautzen, einem der Hauptorte des Spree-Radwegs, plauderte ich etwas mit den Leuten, gönnte mir ein Fischsandwich und fuhr durch die historische Altstadt. Danach ging es teils über den Spree-Radweg weiter über Cottbus bis nach Lübben. Die "Ode an den Spree-Radweg" folgt. Rund 8 Stunden reine Fahrzeit wahr ich unterwegs, um möglichst nahe an Berlin zu kommen.

Tag 68: Prag - Rumburk (137 km)

Früh verliess ich Prag, weil ich unbedingt rechtzeitig in Berlin sein wollte, da mich mein Vater besuchen kam, worauf ich mich riesig freute! Ich fuhr teils auf Radwegen und staunte, wie grün Prag nur wenig weg vom Zentrum ist, dann fuhr ich mitten durch eine Vorort-Blockbausiedlung und mir wurde die Armut der tschechischen Bevölkerung vor Augen geführt. Ich bin sehr froh um diese Erfahrungen, die ich, würde ich in einer anderen Form reisen, nicht machen würde.
Die Strecke war vor allem gegen Norden sehr hügelig, fuhr ich doch in die sächsische Schweiz. So musste ich am Schluss nochmals alle Kräfte zusammennehmen, um die steilen und langen Anstiege zu bewältigen, bevor ich dann auch noch ziemlich lange für eine Unterkunft suchen musste. Mit dem übriggebliebenen Geld gönnte ich mir ein riesiges Nachtessen als "Belohnung" und schaute dazu Schweiz - Weissrussland auf Grossleinwand - die Tschechen sind so Eishockeyverrückt, da läuft überall die WM.

Tag 67: Obratan - Prag (124 km)

Glücklicherweise habe ich etwas länger geschlafen als zuerst geplant, denn der Hotelbesitzer öffnete die Türen erst um 8.30, gerade rechtzeitig. Komischerweise hatte er mich vorher im Gebäude eingeschlossen, was ich nicht sehr schätzte. Ich fuhr schnell nach Tabor, wo ich mir in einem netten Kaffee mein Frühstück gönnte (Sachertorte mit Cappucino). Dabei kam ich mit einem amerikanischen Musiker und zwei Ungarn ins Gespräch und führte ein interessantes Gespräch mit ihnen, während eineinhalb Stunden. Ich liebe diese Begegnungen! Die Fahrt nach Prag verlief soweit gut, der Schlaf hatte mir gut getan (oder war es die Sachertorte?). Einzig der viele Ferien-Rückreiseverkehr war mühsam, aber zwei Tschechen führten mich auf einem Radweg direkt ins Zentrum, wo ich in der Jugendherberge übernachtete. Als ich meine Rad-Seitentaschen im Zimmer öffnete bemerkte ich, dass der Kefir, den ich vor langer Zeit gekauft und zu konsumieren vergessen hatte, ausgelaufen war. Ich fluchte, nahm die Flasche raus und fasste an den Deckel, was zu einer regelrechten Explosion führte. Nun war die Sauerei perfekt, bis 3 Meter hoch und über das ganze Zimmer verteilt lag nun Kefir verstreut. Ich fluchte noch mehr, wusste nicht ob ich lachen oder weinen sollte. Ich lachte, rief meinen Vater an und erzählte ihm die Geschichte, er fand es lustiger als ich (er musste ja auch nicht 2 Stunden putzen...). Danach ging ich noch kurz mit zwei Australiern essen. Als ich zurück kam wurde mir die Gefahr des alleine Reisens mal wieder vor Augen geführt, vor dem Hostel sass ein armer Kerl nur mit einem Tuch bekleidet und wartete auf die Polizei, er wurde bis auf die Unterhose ausgeraubt. Er tat mir unglaublich leid!

Tag 66: Znaim - Obratan (132 km)

Da ich auf Grund des vorigen Tages wusste, dass ich Prag nicht wie geplant in zwei Tagen erreichen würde änderte ich meine Route und wählte eine schönere aber viel hügeligere Strecke (siehe "Karte mit Fotos"). Die Landschaft war absolut genial, nur meine Beine konnten dem Gegenwind nicht Stange halten, so endete dieser Tag in einem Kaff und nicht geplant im schönen und lebendigen Tabor. Dafür legte ich mich bereits kurz nach 8 Uhr schlafen, um sicher am nächsten Tag Prag zu erreichen.

Tag 65: Wien - Znaim (122 km)

Völlig übermüdet aber glücklich, dass mein Rad repariert war machte ich mich bei strahlendem Sonnenschein (ja, schon wieder, seit Barcelona bin ich eigentlich fast immer bei gutem Wetter unterwegs) auf den Weg in Richtung Prag. Ich war ein wenig wehmütig Wien zu verlassen, weil ich da eine so spannende Zeit mit interessanten Menschen erleben durfte. Andererseits motivierte mich das zusätzlich für die Weiteren paar Tausend Kilometer.
Ich fuhr entlang von Radwegen, verfuhr mich aber sehr bald und irrte durch Ortschaften, die auf meiner Karte nicht eingezeichnet waren. Nebenbei machte mir der Wind das Leben schwer, und die Müdigkeit nagte an mir, was zu doch eher wenigen Tageskilometern führte. Als ich nahe der tschechischen Grenze anhielt um ein Foto zu schiessen schrie plötzlich jemand vom nahegelegenen Haus und winkte mich zu sich. Der österreichische Herr fragte mich, ob ich denn durstig sei. Ich war durstig und freute mich über die Einladung, sprach mit den pensionierten Eltern und ihrem Sohn wie Schwiegertochter, erklärte meine Reise und fragte über ihr Leben nach. Als Wegproviant gaben sie mir noch 30 (!!) Milch-Nuss-Schnitten mit, sie beharrten darauf. Die Begegnungen in Österreich machen mich zuversichtlich, das die Österreicher super Gastgeber sein werden für die EM (und hoffentlich auch jederzeit sonst). Ich habe sie als sehr offenes und interessantes Volk kennengelernt.
Am Abend in Tschechien traf ich noch auf "Santa", den Samichlaus. Dies ist kein Witz, ein Amerikaner der tatsächlich aussieht wie der Nikolaus und der schon die ganze Welt bereist hat. Nach einem Gespräch mit ihm traf ich eine slovakische Kollegin, die einmal in der Schweiz gearbeitet hat, und ihren tschechischen Freund und plauderte lange mit ihnen, bevor ich völlig erschöpft mein Ohr auf mein Kopfkissen legte.

Mittwoch, 7. Mai 2008

Radio Argovia

Unter der Rubrik "Presseberichte" befinden sich neu die monatlichen Radio-Interviews von Mathias Jaeggi bei Radio Argovia.

Sonntag, 4. Mai 2008

Fotos folgen...

Leider habe ich mein Kabel nicht bei mir und es war mir bisher nicht moeglich weitere Fotos hochzuladen. Mein Vater wird mich in Berlin besuchen und mich wieder ausruesten, dann werdet ihr wieder neues Material zu besichtigen kriegen. Und glaubt mir, es gibt viiiiiiiel zu sehen! :-) Zudem werden in Baelde neue Berichte folgen.

Tag 63: Koeszeli - Wien (118 km) und Tag 64 Wien (12 km)

Der erste Teil fuehrte durch wunderschoene Waldlandschaften in Oesterreich, das Gelaende war huegelig und die Strassen gut, eine schoene Abwechslung zum flachen Ungarn. Zudem war das Wetter warm und schoen und ich hatte wiederum idealen Rueckenwind. Bis weit nach Wien hinein verlief die Strasse im Gruenen. In Wien angekommen begann die Zeit der spannenden Begegnungen. Als ich nach dem Weg fragte kam ich mit Rene ins Gespraech, das ueber eine Stunde dauerte. Doch noch hatte ich keinen Schlafplatz. Als ich relativ spaet im Hostel ankam realisierte ich, dass ich es irgendwie geschafft hatte, die Rohloff zu schleissen - eine Felge hatte ein Teil aus der Schaltung herausgerissen. Der einzige Weg dies zu reparieren war eine neue Schaltung. Nun zeigte sich die Qualitaet meines Hauptsponsoren Biketec. Der Chef hoechstpersoenlich, Kurt Schaer (ein riesiges Dankeschoen an dieser Stelle) eilte um 8 Uhr Abends ins Geschaeft um ein Ersatzrad zu organisieren. Per Zufall war Nina Mueller, die Schwester meines ehemaligen Schulkameraden Jonas gerade daran, sich auf den Weg nach Wien zu machen, was ich per Zufall von Jonas erfuhr, so konnte ich unerwartet bald (morgens um 8 Uhr) bereits das Ersatzrad in Empfang nehmen. Auch der Nina besten Dank! In der Zwischenzeit hat Roger Seiler des Fahrradshops Seiler in Wien bereits mein Rad aufgeladen, damit wir den Radwechsel professionell machen konnte. Er opferte dafuer seinen freien 1. Mai. Und auch ihm ein riesiges Dankeschoen! Ohne euch waehre ich echt in Schwierigkeiten gewesen...
In Wien lernte ich noch weiter interessante Leute kennen, vier Leute aus Kairo mit denen ich den Mittwoch Abend bis in die fruehen Morgenstunden verbrachte. Roger und seine Freundin, mit denen ich am Nachmittag Kaffee trank und philosophierte. Andrew, der mir das Bikekitchen zeigte und mich danach noch zu seinen Eltern zum Abendessen einlud, was wiederum in einem sehr interessanten Gespraech endete. Und danach ging es wieder mit den Aegyptern los, was wiederum riesig Spass machte.

Dienstag, 29. April 2008

Tag 62: Prelog - Köszeli (oder ähnlich) (156 km)

Früh am Morgen gönnte ich mir ein ausgiebiges Frühstück, mit Blick auf den See, und fuhr dann mit tollem Rückenwind in Richtung Slovenien. Noch immer war mein "Food-bag" voll mit tollstem Gebäck und Essen von Ruth und der lieben Bäuerin. Alle, mit denen ich gesprochen hatte, hatten Regen vorausgesagt, so versuchte ich möglichst schnell nordwärts zu kommen, und ich war super unterwegs. Einzig der Zöllner an der Slovenischen Grenze hielt mich auf und kontrollierte meine ID während etwa 20 Minuten. Nach wenigen Kilometern ging es wieder über die Grenze nach Ungarn, wo ich dank dem immer noch idealen Rückenwind weiter Gas geben konnte, nicht aber ohne mir in einem Naturschutzgebiet im Wald Spaghetti Carbonara zu kochen. Als ich in meinem Zielort ankam hatte ich über 220 Kilometer zurückgelegt, ohne die Batterien aufzuladen, und ich hatte noch Reserve. Unglaublich was damit alles möglich ist! Der Flyer hat seine Touren-Tauglichkeit definitiv bewiesen.
Gereizt hätte mich, noch die Grenze nach Österreich zu überfahren, damit hätte ich 4 Länder in einem Tag bereist. Die Vernunft setzte sich aber doch durch und ich werde erst morgen nach Wien stechen, wo ich mir einen Tag frei gönnen werde.
Mitlerweile habe ich 6550 Kilometer zurückgelegt, in rund 330 Stunden reiner Fahrzeit. Und weiter gehts...

Tag 61: Durdevac - Prelog (64 km)

Nachdem ich lange geschlafen hatte machte mir Ruth ein super Frühstück, Krezimir half mir bei der weiteren Routenplanung. Dann gönnten wir uns einen Kaffee auf der Terrasse und ich sonnte mich danach noch etwas im Liegestuhl, bevor uns Ruth mit einem riesigen Mittagessen beglückte. Ich fühlte mich "wie zuhause", was auf einer Reise in der man fast jede Nacht an einem anderen Ort schläft, ungewöhnlich ist.
Wir machten uns gemeinsam auf die ersten Kilometer, durch einen Wald der auf einer ehemaligen Wüste liegt. Danach entliessen sie mich der Strasse und ich fuhr wieder dem Sonnenuntergang entgegen. In Prelog stellte ich am (Stau-)See mein Zelt auf und genoss den Ausblick auf das Wasser, ging früh schlafen.

Tag 60: Dunaszeckcső - Durdevac (171 km)

Nach einem interessanten Gespräch mit dem Besitzer des Campingplatzes und Fabrikleiters machte ich fuhr weiter der Donau entlang, und gönnte mir ein ausgiebiges Mittagessen in Pecs, einer gemütlichen Stadt nahe der Kroatischen Grenze. Beim Gelatiessen begann ich ein Gespräch mit zwei kroatischen Motorradfahrern, die mich zu sich einluden. Leider war meine Routenplanung nicht ganz so flexibel, so verschoben wir das auf ein ander Mal. Nach einem ausgiebigen Einkauf (wahnsinnig wie billig das Essen in Ungarn ist) überschritt ich die Grenze nach Kroatien und freute mich auf ein weiteres EM-Teilnehmerland, das ich besuchen durfte. Zudem war ich in sehr guter Stimmung, weil ich bereits sehr gute Begegnungen erleben durfte. Kurz nach der Grenze fuhr plötzlich ein Van langsam neben mir, ich erkannte St. Galler Nummernschilder und begann mit Ruth und Krezimir zu sprechen, ein schweizerisch-kroatisches Rentnerpaar, das in beiden Ländern lebt. Sie luden mich ein, bei ihnen zu übernachten. Ich freute mich riesig über die Einladung! Wir luden das Gepäck ein und ich gönnte mir noch 46 Kilometer Trainingsfahrt mit meinem Flyer ohne Gepäck dem Sonnenuntergang entgegen. Angekommen wurde ich gleich von ihrer Nachbarin, einer alten Bauersfrau, zum Nachtessen eingeladen. Beeindruckend wie die Leute, die am wenigsten haben, am meisten geben! Sie war sehr herzlich und nett und ich freute mich riesig in ein richtiges kroatisches Leben Einblick zu erhalten. Ich sprach sehr lange mit Krezimir und Ruth, was ich sehr genoss. Sie erzählten mir von ihren vielen Erfahrungen und ich war froh mal wieder auf schweizerdeutsch über meine Erfahrungen berichten zu können. Nach einem Verdauungsschnaps und einem sehr interessanten Gespräch ging ich spät schlafen.

Tag 59: Szeget - Donaszeckcső (141 km)

Um 10 Uhr konnte ich meinen Flyer in super Zustand, mit frischen Bremsscheiben, neuer Felge und neuem Hinterreifen sowie mit frisch geölter Kette in Empfang nehmen und bei tollstem Wetter losfahren (kurze Hose von Beginn weg, wie immer die letzten Tage). Der Beginn der Etappe war dann aber nicht gerade wahnsinnig spannend, die ersten 90 Kilometer waren in erster Linie flach wie die Erde einmal war, seitlicher Gegenwind machte die Aufgabe auch nicht einfacher. Dann kam ich aber wieder in die Donaugegend bei Baja, fuhr durch einen Nationalpark und genoss die warme Abendsonne. Nach meiner mitlerweilen vierten Donauüberquerung nächtigte ich auf einem Campingplatz als einziger Gast, nicht gerade was ich mir erhofft hatte. Der schöne Platz und die tolle Fahrt der Donau entlang entschädigten allerdings für die Einsamkeit.

Freitag, 25. April 2008

Route ueberarbeitet

Neu fuehrt die Route nicht ueber Zagreb, nur der Grenze entlang, Wien, Prag, Berlin, Kaliningrad (ohne Warschau), Gdansk (ohne Riga) und dann steht Stockholm als Puffer zur Verfuegung. Die Strecke musste ich anpassen weil ich bereits viel zu viele Kilometer zurueckgelegt habe und die Strecken z.T. weiter sind als geplant.

Tag 58: Sannicolau Mare - Szeget (37 km)

Bei wiederum schoenem Wetter und warmen Temperaturen machte ich mich in Richtung Grenze zu Ungarn auf den Weg (bzw. fuer einmal richtige Strasse). Ich hatte ausgiebig gefruehstueckt und freute mich, wollte einen langen Tag absolvieren, fuehlte mich gut. Der Grenzuebertritt verlief problemlos und als erstes begruesste mich ein Radweg, der erste seit einigen tausend Kilometern! Eine freudige Ueberraschung. Im ersten Dorf nach der Grenze, nach 37 Kilometern hoerte ich ein Kratzen und dann gab es einen Ohrenbetaeubenden Knall - der Reifen war geplatzt und hatte die Felge regelrecht in Stuecke gerissen. Ursache unbekannt... Ein sehr hilfsbereiter Herr fuhr mich zum naechsten Fahrradmechaniker und danach in die Pension, bis Morgen sollte alles wieder repariert sein - hoffe ich. So komme ich dazu eine ungeplante Stadt kennenzulernen und meine Waesche nach rund zwei Wochen mal wieder zu waschen, sowie die Route neu zu planen. Und hier gibts sogar akzeptablen Cremeschnitte-Ersatz!

Tag 57: Lugos - Sannicolau Mare (131 km)

Rumaenien schien wirklich zu meinem "Hotel California" zu werden, einem Ort den man nicht verlassen kann. Die ersten 60 Kilometer der Strecke waren wiederum katastrophal und ich hatte die Nase wirklich voll, kaempfte mich aber mit Musik in den Ohren durch. Immerhin war das Wetter wieder super. Als die Strasse endlich gut wurde war der Wind so stark, dass ich trotzdem nicht wirklich voran kam und auch die Natur nicht wirklich geniessen konnte. Ich lenkte mich mit lustigen Fragen ab und unterhielt mich damit selbst ein wenig. Eigentlich wollte ich heute wieder rund 150 - 160 Kilometer zuruecklegen, hatte dann aber genug und fand ein Motel mit sehr lustigen Betreibern, die mich mit einem Bier aufmunterten (ich fuehlte mich ziemlich beduselt, so direkt nach dem Fahren) und mich am Abend mit ihrem Essen fuetterten als sie sahen, dass ich an der einen Portion nicht wirklich genug kriegte. So kam ich zu absolut authentischem rumaenischem Essen und lernte sehr nette Rumaenen kennen.

Tag 56: Turnu Severin - Lugos (162 km)

Wilkommen aus der Strassenhoelle Rumaeniens. Die ersten Kilometer verliefen gut, ich fuehlte mich in guter Form und kam gut voran. Dann begann die Strasse schlechter zu werden, d.h. normaler rumaenischer Standard. Ich bewundere wie die die Strasse um all die Schlagloecher bauen koennen! Ich lachte mich halb tot als ich in einer Baustellenzone war (wo sie sogar wirklich arbeiteten) und zwei Baustellen so nahe beieinander anlegten, dass sich der einspurige Verkehr gegenseitig in die Quere kam und blokierte. Allerdings verging mir das Lachen bald, solche Situationen scheinen normal zu sein, deswegen war ein Grossteil der Strasse einfach in katastrophalstem Zustand, zum Teil einfach nur Dreck - und das auf einer Nationalstrasse. Ich kaempfte mich weiter, schuettelte nur noch den Kopf und fand die Situation so besch...eiden, dass es schon fast wieder lustig war. Als die Strasse nach 110 harten Kilometern endlich besser wurde zog ein brutales Gewitter auf. Zuerst brachte ich mich unter einem Dach in Sicherheit, entschied mich dann trotz allem weiter zu fahren, weil ich unbedingt nach Lugos wollte. Der Regen wurde schlimmer und nach total 135 Kilometern musste ich anhalten, weil eine Weiterfahrt unmoeglich war, aber mein Dickschaedel liess es nicht zu, so fuhr ich wieder los. Zu allem hin wurde die Strasse wieder schlechter, ich fuhr voller Erschoepfung entgegen, genoss es aber irgendwie (muss mir das Angst machen?). Wie in einem Delirium erreichte ich endlich Lugos, nach 9 Stunden haertester Fahrt (reine Fahrzeit) und fuehlte mich wirklich stolz. Nach einer waermenden Dusche gab ich dem Magazin des Touring Clubs noch ein Interview, bevor ich mir das wohlverdiente Nachtessen goennte.

Dienstag, 22. April 2008

Tag 55: Calafat - Turnu Severin (59 km)

Heute wollte ich mir einen ruhigen Tag goennen und fuhr gemuetlich in der schoen warmen Sonne. Nach 50 Kilometern als ich essen wollte traf ich auf einen schwedischen Tourenfahrer, der erste seit langem. Wir assen zusammen und tauschten Erfahrungen aus, beide genossen das Treffen, dann machten wir uns beide in entgegengesetzter Richtung weiter auf den Weg, um dem drohenden Unwette zu entkommen. Nach 9 weiteren Kilometern erwischte es mich volle Breitseite, es begann aus Kuebeln zu giessen. Da hielt ein Lastwagenfahrer an und bot mir an mich mitzunehmen, ich nahm die Einladung an und liess mich die fehlenden 40 Kilometer mitnehmen. Er war sehr lustig und ein aeusserst positiver Mensch, ich genoss die Fahrt in stroemendem Regen und wurde sehr muede, welch ein Unterschied so oder mit Rad zu reisen.

Tag 54: Orjehovo - Calafat (140 km)

Ich entschied mich spontan nicht wieder die Faehre zurueck zu nehmen, sondern auf der bulgarischen Seite weiter zu fahren, die Natur war weiterhin beeindruckend, die Strasse weniger. Zudem war sie schlecht beschriftet, einige Male nahm ich nur per Zufall die richtige Strasse oder fragte im richtigen Moment. Ansonsten war der Tag recht ereignislos, das Wetter weiterhin hervorragend, sonnig bei fast 30 Grad. Ich freute mich auf Radio Argovia ein Update meiner Reise geben zu duerfen (wird noch hochgeladen).
Auf der Faehre lernte ich noch einen bulgarischen Kuenstler kennen, der waehrend den Solothurner Literaturtagen seine Bilder und Buchillustrationen vorstellt, ich weiss aber weder seinen Namen noch weiss ich wo er dies tut. Falls ihr ihn aber trefft, bestellt ihm liebe Gruesse von mir, und danke fuer den Kaese.
Wieder in Rumaenien erhielt ich wieder gemischte Reaktionen. Leider gab es in diesem Ort nur ein Hotel das noch in Betrieb war, und dieses war ziemlich teuer. Ich zahlte mit Zaehneknirschen genoss aber das riesige super bequeme Bett und die Sonne die mich am Morgen weckte, als sie mir ins Gesicht schien.

Tag 53: Svistov - Orjehovo (150 km)

Frueh am Morgen ging ich auf die Faehre, bei super Wetter war ich von Beginn weg in kurzen Hosen unterwegs. Dann war ich endlich in Rumaenien. Die Strassen schienen hier nicht besser als in Bulgarien, doch sah ich noch mehr Kutschen und viele Radfahrer. Nach etwa einer Stunde schaute ich einem lokalen Sonntag-Morgen-Fussballspiel zu und staunte, dass die sich auf diesem Acker von Fussballfeld nicht reihenweise die Baender reissen! Viele Zuschauer waren vor Ort, selbst die Dorfpolizei. Weiter ging es durch die Donaulandschaft, wo es nicht viel anderes als die Landwirtschaft zu geben scheint. Ueberall waren Bauern, viel Schaf-, Ziegen- und Kuhhirten die zum Teil nur ein Tier bewachten und einfach nur warteten. Da Sonntag war sassen alle Leute am Strassenrand und plauderten, oder starrten einfach nur in die Leere. Je weiter ich kam, desto mehr Menschen winkten mir zu und gruessten mich, schrien mir teils gar nach und eine Polizeistreife machte alles zusammen, liess sogar die Sirene kurz an um mich zu gruessen. Da lache ich mich jeweils halb tot und freue mich riesig. Anstrengend war die Strasse, die schlecht war und einmal ploetlich nur noch Schotter. Zudem gab es einige Idioten unter all den freundlichen Menschen, die mir Schimpfworte nachriefen, einer zeigte mir grundlos den Finger, und am schlimmsten waren zwei Jungs die mir in einem Auto entgegenkamen und so lange auf meiner Spur fuhren bis ich auf das Feld auswich waehrend sie im Auto grinsten. Ich fluchte wie ein wilder! Aber ich lasse mich durch die wenigen schlechten Reaktionen nicht entmutigen, geniesse die positvien Reaktionen um so mehr, bin aber auf jeden Fall etwas vorsichtiger. Mein Etappenziel sollte eigentlich ein Hotel haben, dieses war jedoch geschlossen. Alles war etwas kompliziert, am Ende nahm ich die Faehre und fuhr zurueck auf die bulgarische Seite um dort in einem Hotel zu schlafen, sehr ermuedend und aergerlich, insbesondere weil ich eigentlich fuer einmal schon sehr frueh angekommen war. Aber Rumaenien scheint begrenzte touristische Kapazitaeten zu haben, deswegen muss ich meine Etappen jetzt etwas besser planen.

Tag 51: Popovo - Svistov (100 km)

Wieder fuhr ich durch traumhaftes Gruen auf teils guten teils sehr schlechten Strassen, und war frohen Mutes heute noch in Rumaenien zu sein. Ich hoerte den ganzen Tag Musik und sang viel, ueberholte Kutschen und genoss die warme, gut riechende Luft in meinem Gesicht. Am Nachmittag verzog sich die Bewoelkung und super warmes Wetter mit strahlendem Sonnenschein erwaermte meinen Koerper, ich genoss den Fruehling. Nach 90 Kilometern war es soweit, ich erreichte die Donau, ein beeindruckender Anblick. Nach weiteren 10 Kilometern entlang der Donau erreichte ich Svistov, wo ich die Faehre nach Rumaenien nehmen wollte. Leider faehrt diese nur 2 Mal taeglich, und ich war natuerlich zu spaet dran. So suchte ich mir hier ein Hotel, es gab genau eines und dies war ausgebucht. Ich versuchte einen Taxifahrer zu fragen wo es denn ein anderes gaebe, da kam ploetzlich eine Frage auf schweizerdeutsch von einer ankommenden Person. Zuerst voellig perplex, dann froh, begann ich mit Reto zu sprechen. Er hat einen Auftrag in der angrenzenden Zellulosefabrik und lud mich ein in dem Zimmer, das er mit einem Bulgaren teilte, zu naechtigen. Welch super Geste! Ich nahm dankend an. Wir verbrachten den Abend zu viert, zwei Schweizer und zwei Bulgaren, tranken Bier und Wein, assen hervorragendes Essen und diskutierten viel, eine sehr spannende Begegnung. Und vielen Dank fuer die Offenheit an Reto!

Tag 51: Varna - Popovo (160 km)

Nach der ausgiebigen Stadtfuehrung konnte ich mich erst etwas spaeter erheben, zudem liess mich der Regen nicht zur Eile treiben. Die Fahrt aus Varna liess meine Lunge mal wieder 5 Raucherjahre altern, aber einmal auf der Landstrasse war ich wieder von der bulgarischen Natur ueberrascht, einfach wunderschoen, und kaum Fahrzeuge. Mit Hilfe von meinem Vater versuchte ich noch meinen Pass zu organisieren, der etwas lange auf der russischen Botschaft lag, damit ich durch Serbien fahren kann. Leider war dies nicht auf sinnvolle Weise moeglich, so werde ich ueber Ungarn fahren und leider nur wenig von Kroatien (und gar nichts von Serbien) sehen.
Am Mittag braetelte ich zudem noch meinen Kocher, weil ich Benzin statt Alkohol gekauft habe (war in kyrillisch angeschrieben, wie alles in Bulgarien). So wurde die Pasta eher schlecht und der Topf eher schwarz...
Der Tag zog sich in die laenge, mein Gesaess schmerzte durch die zum Teil wieder katastrophalen Strassenverhaeltnisse wieder mal ziemlich stark, man muss hier immer wieder mit riesigen Loechern oder Graeben, Haufen oder Flickenteppichen rechnen, was selbst Abfahrten brutal anstrengend machen kann. Auf jeden Fall erreichte ich mein Ziel spaet nach 9, wurde aber durch ein schoenes Zimmer und ein super Nachtessen belohnt.

Samstag, 19. April 2008

Tag 50 (Schiri pfiff zur Halbzeit): Bjala - Varna (58 km)

Heute fühlte ich mich nicht sonderlich gut, die nicht ausreichende Ernährung am vorherigen Tag zeigte seine Auswirkungen. So fuhr in gemütlichem Tempo nach Varna, um mir dort einen freien Nachmittag zu gönnen. Immer wieder wurde ich in Bulgarien durch die beeindruckend schöne Natur überrascht, diesbezüglich wirklich ein Traumland. Wehmutstropfen ist die Landspekulation und -bebauung an der Küste, diese wird durch riesige Baukomplexe völlig verschandelt! Aber dagegen lässt sich wohl wenig tun, schön ist zu sehen, dass dazwischen viele Naturreservate bleiben.
In Varna blieb ich in einem Backpackers, der Besitzer, ein Engländer, führte mich durch Varna und zeigte mir alles sehenswerte. Eine eindrückliche Fahrt mit dem Velo in der ich viel erfuhr und lernte. Erstaunt war ich über die noch immer sehr tiefen Preise. Und das Essen war wie immer hervorragend! :-)

Tag 49: Primorsko - Bjala (144 km)

Dieser Tag hatte einige Highlights: die Strecke war zeitenweise absolut grandios (zeitenweise katastrophal), ich erreichte die magische 5000 Kilometer-Grenze und am Abend wurde ich von Roman, einem Bulgaren, zur Übernachtung bei sich zuhause eingeladen! Die Begegnung war super, er war sehr offen und wir kommunizierten mit Händen und Füssen, Zeichnungspapier und Fotoalben. Ich musste viel lachen, welch herzliche Begegnung! Durch seine Einladung sah ich in einen bulgarischen Haushalt, kostete frischesten Tee und lernte viel über die Leute, weil ich einen richtigen Einblick gewann. An diesem Abend ging ich absolut glücklich schlafen! Ein Tag mit bleibenden Ereignissen!

Tag 48: Kirklareli - Primorsko (129 km)

Bei schönem Wetter ging es nach einem ausgiebigen Frühstück los in das hügelige Grenzgebiet. Unterwegs traf ich auf 2 Kanadier, die auch tourten. Gemeinsam passierten wir die Grenze, assen zu Mittag und fuhren auf der katastrophalen Strasse in's Tal. Das Bild, das sich im ersten Dorf zeigte war erschreckend, steinarme Menschen in schlechter Kleidung und äusserst baufälligen Häussern versuchten von uns Geld zu erbetteln. Wir flüchteten ohne wirklich sicher zu sein in der richtigen Richtung unterwegs zu sein. Die Strecke führte uns durch ein wunderschönes, traumhaftes und sehr ruhiges Naturschutzgebiet, die Strasse tat das Seinige mit unserem Gesäss. Ich koppelte mich dann von den Kanadiern ab um noch Kilometer zu machen (sie waren ziemlich langsam, aber ich war dankbar sie auf den ersten Kilometer bei mir zu haben). Die 70 Kilometer an die Küste waren wirklich unerwartet unberührte Natur, doch mein Gesäss hatte sich mehr als nur wund gerieben. Aber schliesslich erreichte ich das Schwarze Meer und fuhr noch 20 Kilometer bevor ich mich einem hervorragenden Schäfersalat und weiteren Leckereien der bulgarischen Küche hingab (absolut empfehlenswert, und preiswert). Am Abend führte ich noch ein ausgiebiges Gespräch mit dem ersten bulgarischen Big Brother Gewinner und wir diskutierten über unsere Reisepläne. Zudem erzählte er mir viel über Bulgarien.

Tag 47: Ipsala - Kirklareli (144 km)

Nach rund 20 Kilometern hatte ich mir eine neue These zusammengestellt: je ärmer das Land, desto mehr Leute sitzen in einem Auto (in der Türkei schätzungsweise 7 Personen pro Fünfplätzer). Zudem musste ich realisieren, dass die meisten türkischen Tankstellen keine Luftpumpe haben, so fuhr ich leider auf Sparflamme, genoss aber die Landschaft und die euphorischen Zurufe und Hupkonzerte der vielen Türken. In Uzunköprü erwarteten mich 3 Herren, einer war ein Freund eines Freundes von mir (so funktioniert das in der Türkei, man muss Beziehungen haben). Sie führten mich zu einem Apero, zeigten mir die 1.3 Kilometer lange Steinbrücke, assen mit mir traditionelles türkisches Essen (Meatballs, Joghurt-Wasser-Drink) und brachten mich zum Bürgermeister, der mich empfing und seinen Stolz ausdrückte (vielleicht hat er auch etwas komplett anderes gesagt, ich hab's ja nicht verstanden...). Es gab eine Wimpelübergabe und Fotos, dann wurde ich wieder auf die Strasse entlassen - ein durchaus interessantes Intermezzo und eine grosse Ehre für mich. Die türkische Strassenqualität liess mich ziemlich leiden, so erreichte ich Kirklareli erst nach Einbruch der Dunkelheit und sank völlig müde unter dem von der Moschee klingenden Gebet in mein rosa Bett.

Tag 46: Athen - Alexandropolis - Ipsala (54 km)

Um Mitternacht ging ich mit Aynaz und Robin auf den Zug in Athen, dessen Bahnhof etwas so gross ist wie der Solothurns. Zug deshalb, weil ich einerseits die Distanz nach Istanbul als zu kurz berechnet habe und andererseits weil keine Fähre mehr von Athen nach Istanbul mehr fährt - doppelte Fehlplanung also. Aber es gibt für alles eine Lösung. Meine beiden Begleiter verliessen mich nach 5 Stunden Zugfahrt, sie stachen in Richtung Albanien und Kroatien, ich verweilte noch etwas im Lotterzug. Die Strecke war langweilig, wie das Wetter auch. Spannend wurde erst der Grenzübertritt, aus der EU. Nach einer griechischen Kontrolle und vier türkischen hatte ich es schliesslich geschafft und sah eine doch ziemlich arme Welt vor mir, aber die Menschen begrüssten mich äusserst herzlich und ein Herr lud mich gar auf eine Cola ein. Kommuniziert wurde von nun an vorallem mit Händen und Füssen.

Donnerstag, 17. April 2008

Die erste Haelfte ist geschafft!

Aus dem schoenen Varna in Bulgarien sende ich euch eine kurze Info, dass ich heute Abend die erst Haelfte meiner Reise abgeschlossen habe. 5080 Kilometer liegen hinter mir, unglaublich schoene und intensive Erlebnisse und Bekanntschaften machten die 50 Tage zu einer unglaublichen Erfahrung! Und das Beste ist: es folgen noch 50 Tage mehr. Es ist mir eine Ehre euch staendig ueber die Fortschritte zu berichten und zu hoeren, dass ihr noch immer interessiert seid sowie eure Unterstuetzung zu bekommen. Wenn man alleine unterwegs ist ist dies ganz viel wert!

Kurzes Fazit: Jeder Tag scheint so lange wie normalerweise zwei, ich habe bereits so viel erlebt, ich kann es selber kaum glauben. Und doch freue ich mich jeden Tag wieder auf meinen Flyer zu steigen und zu neuen Taten und Herausforderungen aufzubrechen. Betreffend Material und Support erhalte ich das Beste was ich mir nur vorstellen kann. Bis auf das Ersatzmaterial habe ich alles getestet, in allen Situationen und Wetterlagen und ich bin absolut zufrieden, vom Vaudezelt ueber den Anhaenger und meinen S-Flyer bis den Reisesupport, sowie alle anderen Materialien die ich verwende.

An dieser Stelle ein riesiges, wirklich riesiges herzliches Dankeschoen an:
Biketec AG (Flyer)
Swissfunrent (Outdoor-Ausruestung und Details an Flyer sowie Anhaenger)
Pearl Izumi (Kleider)
Baumeler Reisen (Reisesupport, Visa, etc.)
Marantec AG
Fischer Schriften (Druck)
Raiffeisenbank Haegendorf
Olympus (Kameras und Zubehoer)
Thinx (Internetauftritt)

Ohne sie waere dieses innovative Projekt nie moeglich geworden!

Zudem auch herzlichen Dank an all die Personen und Unternehmen, die mich in irgend einer Form unterstuetzt haben!

Auf weitere 50 erlebnissreiche und unfallfreie Tage! Bis bald in der Schweiz! :-)

Euer Mathias

Montag, 14. April 2008

Update

Mitlerweile in der Türkei ankekommen habe ich die Bilder seit Barcelona hochgeladen, kommentiert und auf der Karte platziert. Blogs folgen in Baelde aus Bulgarien.

Samstag, 12. April 2008

Tag 44: Agia Theodori - Athen ( 71 km)

Der Morgen am Meer ist wieder absolut imposant, ich schiesse viele Fotos und bereite das Mueesli vor. Entlang schoener Straende mit klarem gruen-blauem Wasser fahren wir in Richtung Athen, geniessen die ersten 40 Kilometer bevor wir in den Vorstadtverkehr von Athen kommen. 20 Kilometer durch Smog, viel Verkehr, Anstiege, gefaehrliche Kreuzungen machen wenig Spass, aber wir erreichen gluecklich ein Hostel direkt unter der Akropolis. An diesem Tag ueberschreite ich die 4500 Kilometer Grenze. Wetter: perfekt und 30 Grad. Liebe Gruesse

Tag 43: Petalou - Agia Theodori (89 km)

Der Ausblick am Morgen ist ueberwaeltigend, Sonnenaufgang ueber dem Meer. Nach ausgiebigem Fruehstueck mit Mueesli und frischen Fruechten machen wir uns auf den Weg, immer der Kueste entlang. Absolutes Highlight des Tages ist der Grieche (Grieche si geili Sieche) auf dem Mopet der als er uns sieht wie wild winkt wir sollen anhalten. Wir befolgen seinen Rat, er dreht sein Mopet und drueckt Robin zwei Orangen in die Haende. Robin dankt, doch der alte Mann insistiert und will uns noch mehr Orangen geben (wir sind mit einem Rad unterwegs, ein Rad hat weder Ladeflaeche noch Kofferraum...) und drueckt im insgesamt acht Orangen in die Haende - fuer die naechsten Tage haben wir ausgesorgt. Welch wunderbare Geste!
Wieder nehmen wir unser Mittagessen am Strand zu uns, ploetzlich gesellen sich zwei deutsch Tourenfahrer zu uns. Sie kommen aus Athen und decken uns mit den wichtigsten Infos und Kartenmaterial ein. Auch der Nachmittag ist wunderbar, wir fahren durch einen schoenen Park mit Nadelbaeumen, wieder am Meer, versteht sich. In Korinth bestaunen wir den Kanal, ein imposantes Bauwerk. Wir haben unseren Spass mit Steinen runter werfen und lustigen Sachen ausdenken (Fotos folgen). Absolut haesslich ist die Fahrt durch ein Feld von Oelraffinerien, der Gestank ist bestialisch (Merkt euch das doch bitte, liebe Autofahrer!). In der Nacht campen wir in einem Park direkt am Meer, goennen uns ein Festmahl und geniessen die Zeit zusammen. Wir sind richtig gute Freunde geworden. Leider wird unsere Ruhe durch den Parkwaechter gestoert, aber wir koennen immerhin die Nacht da verbringen, schlafen allerdings auf Grund verschiedener Stoerungen nicht viel.

Tag 42: Patras - Petalou (80 km)

Auf der Faehre habe ich zwei Kanadier, Aynaz und Robin, kennengelernt die auf einer siebenmonatigen Velotour durch Europa sind. Wir verstehen uns von Beginn weg sehr gut und verbringen den freien Tag zusammen in Patras (Tag 41), kochen zusammen und haben viel Spass. Wir lachen uns fast zu Tode ab einem schwulen Bulgaren der kaum Englisch kann und mit uns spricht. Seine voellig unpassenden Einrufe (wie "Tina Turner!" waehrend im Radio AC/DC laeuft) lassen uns noch Tage danach lachen. Wir entscheiden am Morgen gemeinsam den ersten Tag in Richtung Athen zu fahren, d.h. fuer mich viel langsamer zu fahren, aber wir geniessen die Zeit zusammen unglaublich. Die Strecke fuehrt alles entlang dem Meer, das Wetter ist super bei etwa 25 Grad, die Leute sind sehr freundlich und winken uns zu, hupen und gruessen uns. Als wir auf der Autostrasse fahren ist ploetzlich die Polizei hinter uns, ueberholt uns und haelt uns an. Einer der Polizisten erklaert uns in mittelpraechtigem Englisch wieso dies nicht geht und entschuldigs sich mehrere Male, dass er uns von der Autostrasse verweisen muss, hilft uns zudem die Raeder ueber einen Haag auf die Nebenstrasse zu bringen. Wir lachen uns mal wieder fast zu Tode. Die Strecke ist absolut traumhaft und wir staunen immer wieder, alles laeuft perfekt. Am Abend campen wir wild auf einer Anhoehe mit Ausblick auf das Meer, zwischen Orangenbaeumen. Das Essen goennen wir uns vor traumhafter Kulisse mit frischen Orangen als Nachspeise. Traumhaft!

Tag 40: Bisacchia - Bari (174 km)

Wieder stehe ich frueh auf, ich will heute noch die Faehre nach Bari erreichen. Dazu ist allerdings ein Effort noetig, zu absolvieren sind mehr als 160 Kilometer, und die letzte Faehre faehrt um 8 Uhr abends. Ich fahre vom hoch gelegenen Bisacchia durch eine wunderschoene gruene Landschaft mit vielen Windmuehlen auf die Ebene vor Bari und komme sehr gut voran, auch dank starkem Rueckenwind. Beim Mittagessen treffe ich einen jungen Italiener, der in Interlaken aufgewachsen ist. Er erzaehlt mir viel von seinem Leben aus beiden Laendern und seiner Arbeit als Finanzpolizist. Seine Ausfuehrungen ueber Italien sind etwas beaengstigend aber sehr spannend. Dann bloche durch endlose wunderbar duftende Olivenhaine weiter dem Meer entgegen, mit durchschnittlich 25 km/h. So erreiche ich schliesslich nach einem sportlichen Effort Bari rechtzeitig und kaufe das horrend teure Faehrenticket. Die faehre ist nicht gerade modern und waehrend der ganzen Fahr schuettelt sie gemaess Richerskala etwa auf Staerke 4, doch dies haelt mich nicht von einem langen tiefen Schlaf ab. Vorher lasse ich mich von einem Griechen noch ausfuehrlich ueber Griechenland informieren.

Tag 39: Acerra - Bisacchia 148

Ich stehe sehr frueh auf und versuche die ungemuetliche Gegend Napolis moeglichst schnell zu verlassen. Ich umkurve den Vesuv und begebe mich in das huegelige Gebiet zwischen Napoli und Bari. Langsam wird die Natur wieder etwas freundlicher, wie auch die Leute. Nach dem von Gott verlassenen Napoli wuerde ich die interessierte und herzliche Verkaeuferin im Kaffee, die allen von meiner Reise erzaehlt, gleich heiraten, so dankbar bin ich fuer ihre wunderbare Art. Die Strecke ist ziemlich anstrengend, aber ich geniesse es wieder in der Natur weg vom Stadtverkehr zu sein. Leider sind meine Beine heute nicht sehr stark, so erreiche ich mein Ziel nach einigen Umwegen sehr spaet. Dort wartet aber ein riesiges Antipasti-Buffet auf mich als Belohnung, danach gibts Pizza und Juve - Fiorentina als Dessert.

Nachtrag zu Tag 38

Nach einer genussreichen Fahr der Kueste entlang bei angenehm warmem Wetter erreichte ich die Provinzgrenze zu Neapel, ich schien in ein anderes Land gekommen zu sein: riesige Abfallberge liegen am Strassenrand, Strassenprostution wird hier sehr ausgiebig praktizioniert, die Maenner an den Strassenraendern sehen wenig vertrauenswuerdig aus, die Fahrweise ist absolut moerderisch, hier wird ueberhaupt keine Ruecksicht mehr genommen, nicht mal mehr geschaut. Ich versuche jeweils nicht anhalten zu muessen vor Rotlichtern, um nicht Zielscheibe von Ueberfaellen zu werden, mein Koerper ist vollgepumpt mit Adrenalin und ich bin auf alle Eventualitaeten eingestellt. Gluecklicherweise geschieht auf all diesen absolut ungemuetlichen Strassen nichts und ich erreiche abends spaet die sichere Festung eines dreistern Hotels. Hier entspanne ich und beobachte die Leute einer riesigen Geburtstagfeier.

Dienstag, 8. April 2008

Tag 36: Civitavecchia - Rom (92 km)

Frueh am Morgen packen wir das Zelt zusammen und machen uns auf den Weg nach Rom. Leider macht mein Rad dabei nicht mit, nach einigen Schlagloechern wird ein Sleifgeraeusch immer lauter. An der naechsten Tankstelle kontrolliere ich das Rad und sehe, dass meine Felge gebrochen ist! Ein Italiener zeigtu uns freundlicherweise mit dem Auto den Weg zum naechsten Velomechaniker der sagt, er brauche mindestens 24 Stunden um dies zu reparieren, woraufhin ich die Amis nach Rom schicke und es beim naechsten Mechaniker versuche. Dabei habe ich mich so gefreut zur Abwechslung mal mit jemandem fahren zu koennen!
Im naechsten Shop ist ein junger Mechaniker, der sagt er brauche eine Stunde um dies zu reparieren... ich nehme dankend an! Sein Vater beginnt mit der Reparatur waehrend ich mit dem Sohn spreche. Er ist schon viel gereist und baut seine eigenen Raeder (Bild wird noch hochgeladen), wir gehen auf einen Kaffee zusammen (die Italiener trinken den in 2 Sekunden, sauheiss!) und wir haben ein sehr gutes Gespraech. So ist das Schicksal des Reisenden, du verpasst etwas und dadurch ergibt sich eine neue Bekanntschaft oder Gelegenheit. Das Reisen ist eine einzige Aneinanderreihung von Zufaellen, und das ist genial so.
Der Felgenbruch geschah uebrigens auf Grund des Transports auf der Faehre. Beim naechsten Mal werde ich auf der Faehre das Rad selber befestigen!
Spaeter mache ich mich wieder auf nach Rom. Zu Beginn ist die Strecke schoen, der Kueste entlang, dann biege ich in Richtung Rom ein und der Verkehr wird merklich dichter, die Leute intoleranter und die Fahrweise haarstraeubender. Am spaeten Nachmittag erreiche ich Rom, besuche mit Flyer den Vatikan und das Kolosseum, was mir wieder einige nette Bekanntschaften beschert. Spaet in der Nacht mache ich mit einem deutschen Paerchen, mit dem ich das Zimmer teile, noch eine Sightseeingtour, um doch noch moeglichst viel von der Stadt zu sehen. Ich bin beeindruckt ob der Menge der imposanten Bauwerke und werde bestimmt diese Stadt mal etwas ausgiebiger besuchen.

Fotos und Texte folgen!

Ich denke ihr habt nun wieder etwas Lesestoff! Die Fotos habe ich mit Kommentaren versehen, weitere werden folgen. Liebe Gruesse von eurem Griechen (bin mitlerweile in Patras)
Mathiaskosmokopoppulis

Tag 38: Terracina - Acerra (154 km)

Der Tag begann sonnig und warm, ich genoss zuerst 5 Minuten Sonnenstrahlen auf meinem Balkon, dann fuhr ich nach der besten Schokolade meines Lebens weiter der schoenen Kueste entlang. Unterwegs spricht mich ein alter Italiener an, der einmal in der Schweiz gearbeitet hat und zaehlt alle Staedte auf die er in der Schweiz besucht hatte - aeusserst witzig. Dann begann die Fahrt durch die Hoelle... mehr dazu koennt ihr unter Presseberichte beim letzten Radio Argovia Interview hoeren. Mehr Text dazu folgt.

Tag 37: Rom - Terracina (134 km)

Das viele Kopfsteinpflaster machen die Fahrt aus Rom zu einem Materialtest. Besonders witzig fand ich, dass mich zwei Polizisten, die ich nach dem Weg fragte, ueber eine 6-spurige Strasse mit doppelter Sicherheitslinie schickten. Scheint in Italien normal zu sein. Ich kaempfe mich unter hoechster Konzentration aus der Strasse und fahre direkt nach Lido di Castel Fusano. Von nun an bin ich wieder an der Kueste unterwegs. Teile dieser Kuestenstrasse sind wunderschoen, mit genialen Straenden und schoener Aussicht, so geniesse ich mein Mittagessen an einem Traumstrand bei Sonne und Loungemusik (ich liebe es), doch oft ist die Kueste leider von privaten Personen verbaut. Absolut ist ein Teilstueck in einer Lagune eines Naturschutzgebietes, kaum Autos, viele Pflanzen und feinste Straende, meine Euphorie kennt keine Grenzen. Ich singe mal wieder sehr laut, schiesse viele Fotos und geniesse es in vollen Zuegen. Die Nacht verbringe ich in einem kleinen Hotel mit Balkon, sehr nahe des Strandes und ich hoere die Wellen... so laesst sich leben. Heute moechte ich auch meine Liebe zum italienischen Essen offiziell machen: Gelati, Pasta, Penne frutti di Mare, Bistecca, Antipasti machen mir meine Zeit in Italien auf jeden Fall zu Essenszeiten zu einem Highlight.

Tag 34 und 35: Barca - Civitavecchia

Heute geht es auf die Faehre nach Italien. Am Hafen ist erst Mal langes Warten angesagt, die Faehre hat 3 Stunden Verspaetung. Ich spreche - so gut dies mit meinem Italienisch moeglich ist - Mit einer Schulklasse aus dem Bus der nebenan wartet. Per Zufall teile ich auf der Faehre mit dem Busfahrer dieses Busses mein Zimmer, ein sehr liebenswuerdiger Italiener, der mir ein Lunchpaket schenkt (und das dankend verspiesen wird). Auf der Faehre beobachte ich die jungen Italiener in ihrem Balzgehabe, bei ihren Natel- und Schoenheitswahnaktivitaeten.
In Italien angekommen fluechte ich schnellstmoeglich vom Schiff, um eine Unterkunft zu finden. Aufgrund der Verspaetung war ich erst um 7 Uhr abends angekommen. Auf der Strasse treffe ich dann per Zufall auf ein Amerikanisches Paar auf dem Tandem! Ich spreche - so gut dies halt moeglich ist auf italienischen Strassen - mit ihnen und wir entscheiden uns gemeinsam wild zu campen. Ich koche ihnen eine Bouillon mit Ei und Penne Carbonara, die sie dankend verschlingen. Sie haben sich waehrend einer Woche praktisch nur von Salami und Brot ernaehrt... Die Nacht im Zelt ist maessig erholsam und kalt, aber ich geniesse es sehr.

Tag 33: Barca - Barca (20 km)

Mit meinem kleinen Bruder Pascal mache ich mich an den Service des Flyers. Reifen werden gewechselt, alles geputzt und wieder geoelt und kontrolliert. Danach geniessen wir den Abend in der Stadt.

Tag 31: Torredembarra - Barcelona (94 km)

Frueh am Morgen breche ich auf um moeglichst bald in Barca zu sein und mich erholen zu koennen, aber noch immer bin ich sehr muede. Doch dann kommt die Phase in der ich mich wieder wie am ersten Tag fuehle. In Sitges drinke ich eine Cola und treffe auf sehr entusiastische und glueckliche Menschen, ich bin wieder voll motiviert und mache mich auf den Weg an die Kuestenstrasse von Sitges nach Barca. Und die Strecke ist ein Traum! Ich pedale wie ein Wahnsinniger, singe, lache, geniesse die Aussicht, mache Fotos, freue mich ueber das Zuhupen und -winken der Auto- und Motorradfahrer.
Am Stadtrand von Barca aendert sich das Bild dann drastisch, viel Verkehr, breite Strassen und Abgase. Kroenung ist der 7-spurige Kreisel mit Lichtsignalen, den ich durchqueren muss. Aber ich ueberlebe mal wieder alle Herausforderungen und erreiche froehlich und erleichtert die Placa Catalunya. Am Abend geht es mit Petra und Dani in die Disco zum feiern und dann ist erst mal Erholung angesagt!

Tag 30: Mora de Nova - Torredembarra (98 km)

Nach langem Ausschlafen und gemuetlichem Fruehstueck fahren Angie und Adi weiter nach Andorra, ich nach Barcelona. Das Wetter ist wunderbar, nur aergere ich mich sehr bald ueber meine Routenwahl. Ich haette entlang der Kueste fahren koennen, aber nein, ich waehle die Strecke ueber einen 500 Meter hohen Pass. Die Anstrengung dieses Tage und die Muedigkeit der letzten Tage lassen mich bald rasten und den Plan nach Barca zu fahren aufgeben.

Patras

Hier bin ich wieder,leider hatte ich die letzten Tage nur ein Mal Internetzugang, und diese Gelegenheit nutzte ich zur Routenplanung. Ich bin soeben in Patras, Griechenland angekommen und werde den heutigen Tag hier verbringen und die vielen fehlenden Blogs nachfuehren - sofern ich ein Internetkaffee finde. Es gibt viel zu erzaehlen!
Liebe Gruesse aus Griechenland
P.s. soeben traf ich eine chinesische Delegation, die die olympischen Spiele promotet. Dies war eine sehr lustige Begegnung, aber mehr dazu spaeter...

Freitag, 4. April 2008

Rom

liebe Leser
leider bin ich in den letzten Tagen nicht dazu gekommen die fehlenden Tage im Blog nachzuholen! Ich hoffe ich strande heute Abend in einem Ort mit Internetzugang. Ich bin am Mittwoch Abend in Civitaveccia angekommen, leider erlitt mein Hinterrad beim Transport einen Felgenbruch, so kam ich spaeter als geplant nach Rom. Deshalb war gestern ein intensives Sightseeing angesagt, bis spaet in die Nacht. Jetzt geht es weiter suedwaerts und dann in Richtung Bari, wo ich die Faehre nach Griechenland nehmen werde.
liebe Gruesse
euer Euro-Flyer Mathias

Dienstag, 1. April 2008

Tag 29: Alcarisa - Mora de Nova (132 km)

Nach erholsamem Schlaf geht es bei sonnigem Wetter wieder auf den Flyer, ich fühl mich trotz des Schlafs noch ausgelaugt. In dieser Region wird das Strassennetz erneuert, fehlende Signalschilder führen dazu, dass ich mich verfahre. Um den Frust zu verdauen, gönne ich mir eine grosse Bocadilla (Sandwich), als plötzlich die Barkeeperin etwas von "bicicletta" und "gente" schreit. Ich weiss nicht ob das gut oder schlecht ist und eile raus, da steht eine ganze Schulklasse (ca. 8 - 11 Jahre) mit Lehrer schaut interessiert auf meinen Flyer mit Anhänger. Ich gebe ihnen eine "Sonderlektion" und erzähle über mein Projekt, die Schweiz, Fahrräder und alles was die Kinder und insbesondere den Lehrer sonst noch interessiert. Er verspricht mir, dass sie die Reise von nun an im Internet mitverfolgen werden - welch schönes Erlebnis! Leider hat es in der Zwischenzeit wieder zu regnen begonnen. Ich entscheide mich, dass ich von nun an nur noch gutes Wetter will, mal sehen ob das klappt. Unterwegs hupt es plötzlich wie wild hinter mir, mein guter Freund Adi und Angela haben mich gefunden, eine freudige Begrüssung und gelungene Überraschung. Ich fahre noch rund 20 Kilometer in das nächst grössere Dorf und wir verbringen einen heiteren Abend zusammen. Ich geniesse es in Schweizerdeutsch über meine Reise berichten zu können und mit vertrauten Leuten lachen zu können.

Montag, 31. März 2008

Tag 28: Molina de Aragon - Alcorisa (151 km)

Der Tag begann mit einer Überraschung, Adrian, ein enger Freund seit unserer gemeinsamen Militärzeit, weilte mit seiner Freundin Angela in der Region Barcelona und wollte mich besuchen. Dies spornte mich an, möglichst bald in die Nähe Barcelonas zu kommen. Das Wetter war sonnig aber sehr kühl, ich fuhr früh los. Die ersten Kilometer verlaufen super, talwärts und bei Sonne, ich verbrauche kaum Batterie. Dann beginnt die Herausforderung dieser Königsetappe, der 1258 Pass Nummer 1, es beginnt zu regnen. Oben stand ein Schneeräumfahrzeug, was mich dann doch etwas beunruhigte. Bei Pass Nummer 2 begann es zu regnen, weiter oben zu schneien. Meine Freude hielt sich dann doch in Grenzen. Ich erreichte die Passhöhe auf 1300 Metern und fror, nach der Abfahrt hatte ich sehr kalt und wollte möglichst schnell in ein Restaurant um zu essen und mich aufzuwärmen, leider ging es wieder sehr lange bis ein Dorf mit einem Restaurant zu finden war. Nach dem Mittagessen wagte ich mich an Pass Nummer 3 (1180 Meter) und ich hatte bereits mehr als 100 Kilometer zurückgelegt. Oben schneit es dicke Flocken, ich friere sehr stark und fluche noch stärker, trotzdem entscheide ich mich möglichst in's Tal zu fahren, um am nächsten Morgen nicht eingeschneit zu sein. Die Abfahrt wird zur Tortur, mein Körpert zittert, der Schnee schmerzt im Gesicht und ich bin sehr müde. Irgendwie schaffe ich die 19 Kilometer nach Alcorisa. Völlig durchfroren und erschöpft falle ich bei einem Stop falle ich hin, meine Koordinationsfähigkeiten sind weg. Schliesslich in der Herberge angekommen zittert mein Körper nur so, ich habe meine körperliche Grenze gefunden. Ich wärme mich an der Heizung etwas auf und verkrieche mich zuerst mal in meinen wärmenden Schlafsack, das Nachtessen gönne ich mir erst später.

Tag 27: Guadalajara - Molina de Aragon (162 km)

Bei sonnigem Wetter und angenehmen Temperaturen verlasse ich Guadalajara in Richtung Berge, ich habe mich entschieden nicht über Saragossa zu fahren (hat sich im Nachhinein als sehr gute Entscheidung gezeigt, da gab es ziemlich starke Überschwemmungen), sondern über Brihuega und Mazarote. Nach rund 40 Kilometern schloss bei einem Anstieg Jose von hinten zu mir auf und wir begannen zu plaudern. Er ist ehemaliger Rennfahrer (Juniorennationalmannschaft Spaniens) und fährt jetzt nur noch zum Plausch - täglich. Während des interessanten Gesprächs sah ich auf seinem Velocomputer, dass sein Puls zwischen 70 und 80 lag, während meiner bei etwa 125 lag - ich hab noch Potential. Die Region war praktisch Autofrei und ein richtiges Radfahrerparadies. Nach etwa 100 Kilometern und der Überschreitung der 3000 Kilometer Grenze begann der richtige Spass, der sehr steile Anstieg auf einen 1300 Meter hohen Pass. Faszinierend waren die vielen verschiedenen Farben der Steine an der Seite der Strasse (nein, ich nehme keine halluzinogenen oder andere Drogen), das Spektrum reichte von weiss über gelb, grau, violett, grün, (...) bis dunkelrot. Bei Eindämmerung und nach 130 Kilometern wollte ich, für einmal vernünftig, mir ein Bett suchen. Leider gab es in diesem Kaff keine Herberge, und das nächste grössere Dorf lag 31 Kilometer entfernt. In die Pedalen drücken hiess das, ich kam sehr spät und müde in Molina de Aragon an, war aber zufrieden über den wunderschönen Tag den ich erleben durfte.

Sonntag, 30. März 2008

Barcelona

Ich bin gesund und munter aber sehr müde in Barcelona angekommen. Ein Update des Blogs und der Fotos folgen diese Tage.
Der erste Drittel meiner Reise ist damit abgeschlossen, 3550 Kilometer wurden in 180 Stunden zurückgelegt, mehr dazu bald.

Montag, 24. März 2008

Tag 26: Madrid - Guadalajara (96 km)

Ziel des heutigen Tages war in erster Linie aus Madrid raus zu finden, und wider Erwarten hab ich's geschafft! Die Strecke nach Guadalajara (eine Ortschaft mit 5 A, finde ich beeindruckend) war eher langweilig, viel Autostrasse und wenig sehenswertes. Super war die einstündige Massage beim ehemaligen Masseur von Javier Sotomayor (hat er gesagt, wirklich...), hat echt gut getan!
Weiter geht es durch die Berge Richtung Barcelona, falls ihr also die nächsten Tage nichts von mir hört hat das seine Gründe (Internetcafes zu finden kann eine echte Herausfrderung sein).

Sonntag, 23. März 2008

Fotos folgen bald!

Zwischenstand Kilometerzaehler
2817 Kilometer und 148,5 Fahrstunden! in 22 Tagen.

Tag 24, Avila ~ Madrid (44 km)

Starker Wind und tiefhaengende Wolken erschreckten mich, als ich aus dem Fenster schaute (vielleicht auch ich sie, aber das lassen wir mal). Nach einem ueppigen Fruehstueck versuchte ich schnellstmoeglichst weiter zu fahren, um dem drohenden schlechten Wetter zu entkommen, denn heute stand der 1448 Meter hohe Alto de Valdelavia auf dem Plan. Der super Rueckenwind (ein Dankeschoen an Neptun) liess mich den Pass mit Leichtigkeit erklimmen, ich genoss die Fahrt und die Aussicht in vollen Zuegen, und freute mich noch mehr auf die Abfahrt nach Madrid. Beim Mittagessen traute ich allerdings meinen Augen kaum, als aus dem Regen ploetzlich Schnee wurde! Ja, ihr hoert richtig liebe Schweizer, die Spanier stehen uns in keiner Weise nach, auch hier werden die Leute an Ostern maechtig vom Wetter beeintraechtigt. Ich wusste nicht ob ich lachen oder weinen sollte, hatte ich mich doch so auf die Abfahrt gefreut. Ich entschied mich fuer das Lachen, sowie 2 Kilometer zurueck zu fahren und auf Grund des ansetzenden Schnees auf der Strasse den Zug nach Madrid zu nehmen. Welch ein Aerger! Im Zug traf ich auf sehr nette Madrilenen, die mich auf die Stadt einstellten und mir den Weg zu meinem Hostal zeigten, dass sich dann allerdings als ausgebucht herausstellte... und wieder suchte ich nach einem freien Bett wie die Kinder nach dem Osternest! Oscar, der Tourenfahrer, den ich in Salamanca traf, fand mir dann per Internet ein Bett. Am Abend gingen wir in ein typisch madrilenisches Restaurand und sprachen ueber Gott und die Fahrraeder.
Ich kann nicht glauben, dass bereits ein Viertel meiner Reise vorbei ist, ich geniesse jeden Tag als waers der Erste oder Letzte, ein unglaubliches Erlebnis mit tollen Bekanntschaften, schoenen Landschaften, extremen Grenzerfahrungen und einfachen Grenzuebertritten und einfach einer super Zeit!
Morgen Ostersonntag ist Osterruhetag fuer mich ~ und ratet was mir der Osterhase bringt? Beste Sitzplaetze im Estadio Benabeu fuer das Spiel Real Madrid ~ Valencia, eingeladen von einem Freund Oskars, da freut sich der Mathias mehr als jedes Kind auf sein Osternest, das sag ich euch! FROHE OSTERN!

Tag 23, Salamanca ~ Avila (110 km)

Heute war wieder ein praechtiger Fruehlingstag! Gerne waere ich in Salamanca geblieben, da aber keine Hotelzimmer verfuegbar waren entschied ich mich ein ander Mal nach Salamanca zu gehen. Am Rand der Autostrasse, beim Kartenlesen, erblickte ich ploetzlich einen anderen Tourenfahrer. Oscar war auf dem Nachhauseweg vom Camino nach Madrid. Wir schwatzten einige Minuten auf spanisch, er fuhr auf der Autostrasse weiter, ich entschied mich mitten durch die Berge nach Avila zu fahren, wir verabredeten uns fuer ein Bier in Madrid. Die Landaschaft war nun absolut karg und trostlos, eine Steinwueste, auf seine Art trotztem faszinierend. Ich genoss die warmen Temperaturen und die Sonne, die schoene Strecke und den wenigen Verkehr, sowie die interessierten Leute in den sehr kleinen Doerfern. Besonders erfreute ich mich an den Felsformationen (Fotos folgen) und frage mich, wie so etwas entstehen kann (ich denke es war Obelix, er hatte wohl einige Porto intus). Als ich Avila erreichte war ich voellig erstaunt, ich erwartete eine trostlose Stadt und erblickte eine riesige Festung und Horden von Touristen. Meine Vorahnung wurde wahr ~ kein Hotelzimmer frei. Am Ende landete ich im letzten freien Zimmer in einem 3 Stern Hotel, unnoetig komfortabel, aber um so mehr genoss ich das Bier in der heissen Badewanne. Abends ging ich in die Stadt, schaute mir die Prozessionen an und ging mit einigen lokalen Leuten aus.

Tag 22, Pilar ~ Salamanca (144 km)

Dies war der Tag, in der meine Mutmassung, ich moege etwas dickkoepfiger sein als andere zur Gewissheit wurde.
Ich startete kuehl in den Morgen, Temperaturen um 0 Grad wurden gemeldet und Schnee erwartet ~ ich entkam letzterem nochmals knapp. Die Landschaft wurde nun immer karger, das Terrain war allerdings noch immer sehr huegelig. Mit sovielen Anstiegen hatte ich auf der Strecke Porto ~ Salamanca wirklich nicht gerechnet. Absolutes Highlight dieses Tages waren die 2 halbwilden Pferde, die eine zuenftige Strecke mit mir mitgerannt sind (ich fuhr Flyer, versteht sich)! Ein wunderschoener Anblick und ein sehr naturnahes Gefuehl, unbeschreiblich! (Foto folgt) Nach dem Grenzueberertritt nach Spanien wurde das Gelaende immer flacher, dies brachte mir leider insofern sehr wenig, weil Neptun mal wieder zuenftig etwas gegen mich hatte, er blies mir mit voller Kraft direkt ins Gesicht und regelrecht den Schneuz aus der Nase. Waehrend rund einer Stunde haderte ich mit meinem Schicksal, es war doch nicht moeglich, dass ich auch in Richtung Westen Gegenwind hatte! Ich legte mich tief ueber den Triathlon~Lenker und trampte wie ein Wahnsinniger, um doch noch heute das anvisierte Salamanca zu erreichen. Bei Temperaturen um 3 Grad erreiche ich voellig entkraeftet Salamanca, um da festzustellen, dass alle Hotels ausgebucht sind, weil alle Spanier die Oster~Feiertage in einer anderen Stadt geniessen wollen. Gluecklicherweise eilte mir ein franzoesischer Rentner zu Hilfe und nahm mich nach weiterer erfolgloser Hotel~Suche bei sich auf. Das Bett war zwar nichts als ein Holzbrett, doch schlief ich trotzdem 10 Stunden (maessig erholsam, aber lange, immerhin). Daniel war auf jeden Fall sehr grosszuegig, gesellig und nett, ich danke ihm auch fuer Abendessen und Fruehstueck.

Tag 21, Sao Pedro do Sul ~ Pilar {oder aehnlich} (131 km)

Da nur wenige Touristen in dem Hotel uebernachten, so schien es jedenfalls, war es auch nur minimal geheizt, d.h. ich wachte am Morgen mit tiefgefrohrenen Muskeln auf (nun fragt sich, ist dies gut oder schlecht fuer den Koerper?). Ich fuehlte mich jedenfalls noch mueder als am Vorabend. Die Sonne und die steilen Anstiege heizten meinen Muskeln bald darauf maechtig ein. Es waren kaum Autos unterwegs und die Landschaft war wiederum wunderschoen. Als Kroenung des Tages wartete Guarda auf mich, die hoechstgelegene Stadt Portugals, auf rund 1000 Metern ueber Meer. Aus unerfindlichen Gruenden liess mein Kopf es nicht zu bereits zu rasten, so fuhr ich bei kompletter Dunkelheit noch 15 Kilometer weiter nach Pilar (dies war der Moment, in dem ich endgueltig realisierte, dass ich scheinbar doch etwas einen dickeren Schaedel als andere Menschen haben mag, dies ist aber bloss eine Mutmassung). Auf jeden Fall kam ich voellig durchfroren an, immerhin lag auch diese Ortschaft auf 800 Metern, und das Wetter war nicht gerade hochsommerlich, im Sueden Portugals schneite es sogar. Der fleissige und hilfsbereiteste Mensch der mir je begegnet ist, Hotelbesitzer des einzigen Hotels vor Ort, erleicherte mir dann den Abend mit seinem vorbildlichen Service. An diesem Tag entschied ich mich uebrigens definitiv, dass ich Kopfsteinpflaster (und die Menschen, die dieses setzen lassen) nicht mag. Eine echte Zumutung fuer Velofahrer, geht auch nicht als gratis Massage durch.

Blog-Archiv