Wie kann ich in 100 Tagen rund 10'000 Kilometer mit einem minimalen Energieverbrauch zurücklegen? Ich machte mich am 28.2. mit einem Flyer Elektro-Fahrrad S-Serie mit Anhänger auf den Weg. 99 Tage, 10421 Kilometer und 21 Länder (alle EM-Teilnehmerstaaten plus einige auf dem Weg) später treffe ich wieder in Bern ein. Der Flyer hat für die 10'421 Kilometer Strom für rund 10 Euro verbraucht! Dieser Strom wurde als grüne Energie in der Schweiz in das Netz gespeist, womit die Reise klimaneutral war. Weitere Infos >>

Samstag, 10. Mai 2008

Fotos hochgeladen!

Ich habe endlich einige der vielen Fotos hochladen können, Bulgarien - Berlin ist jetzt bildlich verfügbar. (Die Platzierung auf Google Maps werde ich später vornehmen)
Übrigens, hier in Berlin habe ich die 7500 Kilometer Grenze überschritten! :-)

Tag 70: Lübben - Berlin (94 km), Tag 71 und 72 Berlin (40 km)

Früh am Morgen verlasse ich Lübben und geniesse bei tollstem Wetter die Fahrt durch die Spree-Landschaft, vorbei an Seen und Flüssen, durch Tannenwälder. Bis sehr weit in die Stadt Berlin kann ich im Grün fahren, die Strecke ist sehr flach, deswegen komme ich sehr gut voran. Vor dem Brandenburger Tor treffe ich eine Schulklasse aus der Schweiz, die den Spree-Radweg gefahren ist, Respekt! Und schön zu sehen, dass sich die Jugend führ das Radfahren interessiert. Ich plaudere mit ihnen, kriege von ihnen ein Gläschen Sekt zum feiern der Ankunft. Dann treffe ich mich mit Rolf und freue mich über die väterliche Umarmung und ihn wieder zu sehen. Wir werden zwei Tage zusammen verbringen und Berlin erkunden. Wir gönnen uns ein gutes Mittagessen und erkundigen etwas die Stadt, bevor wir der Spree entlang zu Velokonzept.de fahren, meinem (unserem) Gastgeber in Berlin. Vielen Dank! Sie zeigen uns die Sehenswürdigkeiten und mit ihrer Karte und insider-Tipps sehen wir ein sehr spannendes Berlin, führen gute Gespräche und lernen viel über die spannende Geschichte dieser einzigartigen Stadt. Ich geniesse die Zeit mit meinem Vater sehr, es ist schön seine familiäre Vertrautheit zu spüren, nach der langen "einsamen" Zeit.
Jetzt geht es weiter nach Polen und Russland (Königsberg), bei warmem und schönem Wetter.

Ode an den Spree-Radweg

Durch eine enge Gasse fahre ich auf den Marktplatz von Bautzen, die Sonne scheint, vor den Ständen herrscht reges Treiben, was die Verkäufer hinter ihren Ständen aber nicht aus der Ruhe bringt. Ihre Gemütlichkeit gibt der Stadt eine einzigartige Stimmung. Ich kurve durch die engen Gassen, vorbei an antiken Gebäuden, schönen Fresken und symphatischen Kaffees. Als ich die Stadt verlasse blicke ich nochmals zurück und sehe die hochragenden Türme die einen sanften Kontrast zu den blühenden Rapsfeldern geben. Zu Beginn meiner Fahrt ist das Terrain noch leicht hügelig, die Ausblicke oben entschädigen jeweils für die kurzen Anstiege auf die vielen Seen und Flüsse, blickt man zurück sieht man die Anhöhen der sächsischen Schweiz. Dann wird es allmählich flach und ich gleite durch die sanfte Landschaft, vorbei an Bauernhöfen und Heimatstuben, immer in der Natur. Besonders schön ist die Fahrt durch den Spreewald, ein Wald der von Wasserkanälen durchzogen ist. Vor Lübbenau fliege ich regelrecht durch die endlos lange scheinenden Wälder, zwischen zwei Kanälen auf denen die vielen Bäume und Sträucher sich reflektieren, nur auf dem Wasser liegender weisser Blütenstaub bildet einen Kontrast zum üppigen Grün. Ich bin in einer komplett anderen Welt, die Beine bewegen sich von selbst und nur die idyllischen kleinen Brücken holen mich wieder aus meiner Gedankenlosigkeit zurück. In Lübbenau fahre ich durch das Städtchen mit vielen Kaffees und allerlei angebotenen Aktivitäten wie Radfahren, Einkaufen und Bootsfahrten in den Kanälen. Weiter nörlich fahre ich wieder an unzählig vielen Seen und Kanälen vorbei, grüsse die zufriedenen Leute die kurz vor Sonnenuntergang noch unterwegs sind und beobachte die Reflexionen auf dem Wasser, die akkustisch von den vielen Vögeln untermalt werden, sehe Hasen über die Felder rennen und Enten baden. Jede Siedlung ist sehr grün und die Häuser schön in die Natur eingebettet, die Wege sind gut und detailliert Ausgeschildert, ein echtes Radfahrer-Paradies!

Freitag, 9. Mai 2008

Tag 69: Rumburk - Lübben (172 km)

Der Start aus Rumburk war leider nicht sehr verheissungsvoll, kalte Temperaturen und aufziehender Regen drückten etwas auf meine Stimmung. Gerade als ich an einer Bushaltestelle meine Regen-Schuhüberzüge anzog ruf mich Franziska von Radio Argovia zum regelmässigen Interview an (das Interview fand morgens statt, wurde aber erst am Nachmittag ausgestrahlt). Und danach besserte sich auch gleich das Wetter, die Sonne kam und mit ihr die Wärme, ich war in bester Stimmung. Im schönen Bautzen, einem der Hauptorte des Spree-Radwegs, plauderte ich etwas mit den Leuten, gönnte mir ein Fischsandwich und fuhr durch die historische Altstadt. Danach ging es teils über den Spree-Radweg weiter über Cottbus bis nach Lübben. Die "Ode an den Spree-Radweg" folgt. Rund 8 Stunden reine Fahrzeit wahr ich unterwegs, um möglichst nahe an Berlin zu kommen.

Tag 68: Prag - Rumburk (137 km)

Früh verliess ich Prag, weil ich unbedingt rechtzeitig in Berlin sein wollte, da mich mein Vater besuchen kam, worauf ich mich riesig freute! Ich fuhr teils auf Radwegen und staunte, wie grün Prag nur wenig weg vom Zentrum ist, dann fuhr ich mitten durch eine Vorort-Blockbausiedlung und mir wurde die Armut der tschechischen Bevölkerung vor Augen geführt. Ich bin sehr froh um diese Erfahrungen, die ich, würde ich in einer anderen Form reisen, nicht machen würde.
Die Strecke war vor allem gegen Norden sehr hügelig, fuhr ich doch in die sächsische Schweiz. So musste ich am Schluss nochmals alle Kräfte zusammennehmen, um die steilen und langen Anstiege zu bewältigen, bevor ich dann auch noch ziemlich lange für eine Unterkunft suchen musste. Mit dem übriggebliebenen Geld gönnte ich mir ein riesiges Nachtessen als "Belohnung" und schaute dazu Schweiz - Weissrussland auf Grossleinwand - die Tschechen sind so Eishockeyverrückt, da läuft überall die WM.

Tag 67: Obratan - Prag (124 km)

Glücklicherweise habe ich etwas länger geschlafen als zuerst geplant, denn der Hotelbesitzer öffnete die Türen erst um 8.30, gerade rechtzeitig. Komischerweise hatte er mich vorher im Gebäude eingeschlossen, was ich nicht sehr schätzte. Ich fuhr schnell nach Tabor, wo ich mir in einem netten Kaffee mein Frühstück gönnte (Sachertorte mit Cappucino). Dabei kam ich mit einem amerikanischen Musiker und zwei Ungarn ins Gespräch und führte ein interessantes Gespräch mit ihnen, während eineinhalb Stunden. Ich liebe diese Begegnungen! Die Fahrt nach Prag verlief soweit gut, der Schlaf hatte mir gut getan (oder war es die Sachertorte?). Einzig der viele Ferien-Rückreiseverkehr war mühsam, aber zwei Tschechen führten mich auf einem Radweg direkt ins Zentrum, wo ich in der Jugendherberge übernachtete. Als ich meine Rad-Seitentaschen im Zimmer öffnete bemerkte ich, dass der Kefir, den ich vor langer Zeit gekauft und zu konsumieren vergessen hatte, ausgelaufen war. Ich fluchte, nahm die Flasche raus und fasste an den Deckel, was zu einer regelrechten Explosion führte. Nun war die Sauerei perfekt, bis 3 Meter hoch und über das ganze Zimmer verteilt lag nun Kefir verstreut. Ich fluchte noch mehr, wusste nicht ob ich lachen oder weinen sollte. Ich lachte, rief meinen Vater an und erzählte ihm die Geschichte, er fand es lustiger als ich (er musste ja auch nicht 2 Stunden putzen...). Danach ging ich noch kurz mit zwei Australiern essen. Als ich zurück kam wurde mir die Gefahr des alleine Reisens mal wieder vor Augen geführt, vor dem Hostel sass ein armer Kerl nur mit einem Tuch bekleidet und wartete auf die Polizei, er wurde bis auf die Unterhose ausgeraubt. Er tat mir unglaublich leid!

Tag 66: Znaim - Obratan (132 km)

Da ich auf Grund des vorigen Tages wusste, dass ich Prag nicht wie geplant in zwei Tagen erreichen würde änderte ich meine Route und wählte eine schönere aber viel hügeligere Strecke (siehe "Karte mit Fotos"). Die Landschaft war absolut genial, nur meine Beine konnten dem Gegenwind nicht Stange halten, so endete dieser Tag in einem Kaff und nicht geplant im schönen und lebendigen Tabor. Dafür legte ich mich bereits kurz nach 8 Uhr schlafen, um sicher am nächsten Tag Prag zu erreichen.

Tag 65: Wien - Znaim (122 km)

Völlig übermüdet aber glücklich, dass mein Rad repariert war machte ich mich bei strahlendem Sonnenschein (ja, schon wieder, seit Barcelona bin ich eigentlich fast immer bei gutem Wetter unterwegs) auf den Weg in Richtung Prag. Ich war ein wenig wehmütig Wien zu verlassen, weil ich da eine so spannende Zeit mit interessanten Menschen erleben durfte. Andererseits motivierte mich das zusätzlich für die Weiteren paar Tausend Kilometer.
Ich fuhr entlang von Radwegen, verfuhr mich aber sehr bald und irrte durch Ortschaften, die auf meiner Karte nicht eingezeichnet waren. Nebenbei machte mir der Wind das Leben schwer, und die Müdigkeit nagte an mir, was zu doch eher wenigen Tageskilometern führte. Als ich nahe der tschechischen Grenze anhielt um ein Foto zu schiessen schrie plötzlich jemand vom nahegelegenen Haus und winkte mich zu sich. Der österreichische Herr fragte mich, ob ich denn durstig sei. Ich war durstig und freute mich über die Einladung, sprach mit den pensionierten Eltern und ihrem Sohn wie Schwiegertochter, erklärte meine Reise und fragte über ihr Leben nach. Als Wegproviant gaben sie mir noch 30 (!!) Milch-Nuss-Schnitten mit, sie beharrten darauf. Die Begegnungen in Österreich machen mich zuversichtlich, das die Österreicher super Gastgeber sein werden für die EM (und hoffentlich auch jederzeit sonst). Ich habe sie als sehr offenes und interessantes Volk kennengelernt.
Am Abend in Tschechien traf ich noch auf "Santa", den Samichlaus. Dies ist kein Witz, ein Amerikaner der tatsächlich aussieht wie der Nikolaus und der schon die ganze Welt bereist hat. Nach einem Gespräch mit ihm traf ich eine slovakische Kollegin, die einmal in der Schweiz gearbeitet hat, und ihren tschechischen Freund und plauderte lange mit ihnen, bevor ich völlig erschöpft mein Ohr auf mein Kopfkissen legte.

Mittwoch, 7. Mai 2008

Radio Argovia

Unter der Rubrik "Presseberichte" befinden sich neu die monatlichen Radio-Interviews von Mathias Jaeggi bei Radio Argovia.

Sonntag, 4. Mai 2008

Fotos folgen...

Leider habe ich mein Kabel nicht bei mir und es war mir bisher nicht moeglich weitere Fotos hochzuladen. Mein Vater wird mich in Berlin besuchen und mich wieder ausruesten, dann werdet ihr wieder neues Material zu besichtigen kriegen. Und glaubt mir, es gibt viiiiiiiel zu sehen! :-) Zudem werden in Baelde neue Berichte folgen.

Tag 63: Koeszeli - Wien (118 km) und Tag 64 Wien (12 km)

Der erste Teil fuehrte durch wunderschoene Waldlandschaften in Oesterreich, das Gelaende war huegelig und die Strassen gut, eine schoene Abwechslung zum flachen Ungarn. Zudem war das Wetter warm und schoen und ich hatte wiederum idealen Rueckenwind. Bis weit nach Wien hinein verlief die Strasse im Gruenen. In Wien angekommen begann die Zeit der spannenden Begegnungen. Als ich nach dem Weg fragte kam ich mit Rene ins Gespraech, das ueber eine Stunde dauerte. Doch noch hatte ich keinen Schlafplatz. Als ich relativ spaet im Hostel ankam realisierte ich, dass ich es irgendwie geschafft hatte, die Rohloff zu schleissen - eine Felge hatte ein Teil aus der Schaltung herausgerissen. Der einzige Weg dies zu reparieren war eine neue Schaltung. Nun zeigte sich die Qualitaet meines Hauptsponsoren Biketec. Der Chef hoechstpersoenlich, Kurt Schaer (ein riesiges Dankeschoen an dieser Stelle) eilte um 8 Uhr Abends ins Geschaeft um ein Ersatzrad zu organisieren. Per Zufall war Nina Mueller, die Schwester meines ehemaligen Schulkameraden Jonas gerade daran, sich auf den Weg nach Wien zu machen, was ich per Zufall von Jonas erfuhr, so konnte ich unerwartet bald (morgens um 8 Uhr) bereits das Ersatzrad in Empfang nehmen. Auch der Nina besten Dank! In der Zwischenzeit hat Roger Seiler des Fahrradshops Seiler in Wien bereits mein Rad aufgeladen, damit wir den Radwechsel professionell machen konnte. Er opferte dafuer seinen freien 1. Mai. Und auch ihm ein riesiges Dankeschoen! Ohne euch waehre ich echt in Schwierigkeiten gewesen...
In Wien lernte ich noch weiter interessante Leute kennen, vier Leute aus Kairo mit denen ich den Mittwoch Abend bis in die fruehen Morgenstunden verbrachte. Roger und seine Freundin, mit denen ich am Nachmittag Kaffee trank und philosophierte. Andrew, der mir das Bikekitchen zeigte und mich danach noch zu seinen Eltern zum Abendessen einlud, was wiederum in einem sehr interessanten Gespraech endete. Und danach ging es wieder mit den Aegyptern los, was wiederum riesig Spass machte.