Wie kann ich in 100 Tagen rund 10'000 Kilometer mit einem minimalen Energieverbrauch zurücklegen? Ich machte mich am 28.2. mit einem Flyer Elektro-Fahrrad S-Serie mit Anhänger auf den Weg. 99 Tage, 10421 Kilometer und 21 Länder (alle EM-Teilnehmerstaaten plus einige auf dem Weg) später treffe ich wieder in Bern ein. Der Flyer hat für die 10'421 Kilometer Strom für rund 10 Euro verbraucht! Dieser Strom wurde als grüne Energie in der Schweiz in das Netz gespeist, womit die Reise klimaneutral war. Weitere Infos >>

Freitag, 14. März 2008

Tag 16: Valladolid - Zamora (111,12 km)

Ein weiterer Prachtstag mit schönen Strecken wartete auf mich, zum Mittagessen gab es das immense Lunchpaket meiner grosszügigen Gastgeber. Jetzt bin ich in einer Pilgerherberge untergebracht und gehe sogleich an die Prozession der Semana Santa, der Osterwoche. Dies ist hier eine ziemlich grosse Sache. Muss leider abbrechen, habe aber einige Fotos hochgeladen.
Liebe Grüsse aus dem sonnigen Spanien, momentan trage ich kurze Hosen zum Fahren (musste ja mal gesagt sein). Frühling pur!

Tag 15: Burgos - Valladolid (169 km)

Ein wahrer Prachtstag mal wieder, welch geschenkter Tag! Die Strecke war äusserst abwechslungsreich und schön, von Anstiegen über Feldwege (Härtetest), Autobahn bis langweilig-endlosen Geraden und einem neuen Geschwindigkeitsrekord von 66,35 km/h stand heute alles auf dem Programm. Hat mir echt einen riesigen Spass gemacht. Mittagessen gab es in einem Gottverlassenen kleinen Dorf im nirgendwo (1 Menu stand zur "Auswahl", wurde aber nicht vorher erwähnt was), die Einwohner bereiteten mir einen regelrechten Empfang. Absolutes Highlight war allerdings der Abend, ich kam nach 8 Uhr in Valladolid an und fragte bei den Bomberos (Berufsfeuerwehr) nach Tipps für eine Unterkunft. Sie nahmen mich in's Lokal und begingen im Internet zu suchen und telefonieren. Nach einer Stunde und super witzigen Gesprächen haben sie mir ein Bett in einer Universitätssiedlung organisiert - und führten mich inkl. Flyer und Gepäck mit dem Feuerwehrauto vor die Türe und halfen mir beim Ausladen (neeeeein, die Leute haben überhaupt nicht blöd gegafft...). Die Unterkunft wurde mir inkl. Nacht- und Morgenessen sowie einem Lunchpaket von ca. 1 Kilo gratis zur Verfügung gestellt, wie wunderschön solche Gastfreundschaft und Hilfsbereitschaft zu spüren. Danach unterhielt ich mich noch lange mit einigen Studenten und ging sehr zufrieden schlafen - ein top Tag! (Gut zu wissen Freunde bei der Feuerwehr zu haben, oder nicht? Ich kann's empfehlen)

Mittwoch, 12. März 2008

Tag 14: Vitoria - Burgos (139 km)

Ich schreibe nur kurz, weil ich wirklich sehr müde bin. Vielen Dank für eure Rückmeldungen, ich freue mich über jeden Kommentar!
Mitlerweile habe ich nach meinem Kilometerzähler mehr als 1500 Kilometer zurückgelegt, in 13 Tagen, bei jeder Art von Wetter, auf komfortablen und holprigen Strassen, Anstiege bis 17 Grad und Talfahrten, etc. und wenn ich nach dieser Zeit ein Fazit ziehen darf: WOW! Mein Flyer ist wirklich absolut zuverlässig, die Rolleigenschaften sind hervorragend, die Batterie reicht auf Stufe 2 bis zu 61 Kilometer (gerade Strecke), die Höchstgeschwindigkeit voll beladen liegt bei 60,54 km/h und die längste Etappe bis jetzt war ca. 177 Kilometer. Die einzigen Probleme die bisher aufgetreten sind waren spitze Gegenstäde im Reifen, was nicht zu vermeiden ist (und eine etwas rabiate Fahrweise meinerseits). Ich denke dies ist ein Qualitätsausweis, der definitiv für den Flyer spricht!
Zum heutigen Tag: das Wetter war schön und warm und ich war mehr als nur dankbar dafür. Am Morgen fand ich meinen Weg nicht aus Vitoria, weil die Karte die neue Autobahn bzw, die nun gesperrte Nationalstrasse nicht aufführte. Die Landschaft des Hochplateaus ist spannend, sehr speziell, allerdings (für mich) doch unerwartet hüglig. Mitlerweile spüre ich die Anstrengung in Körper und Geist, so passierte es, dass ich beim aufsteigen mit den Schuhen in die Pedale einklickte und das Gleichgewicht verlor... ich hab mich leicht geärgert, aber wenigstens weis ich als ehemaliger Torwart wie zu fliegen, bzw. landen, deswegen gab es keine gravierenden Schäden.

Dienstag, 11. März 2008

Tag 13: San Sebastian - Vitoria (133 km)

Na das hat heute aber mächtig Überwindung gekostet mich auf meinen Flyer zu schwingen, denn auch heute Morgen war es wieder am Regnen, und darauf hatte ich nicht schon wieder Lust! So trödelte ich ein wenig rum, in der Hoffnung der Regen verziehe sich - und siehe da, mein Wunsch wurde erhört. Trotzdem hielt sich der Spasspegel zu Beginn noch sehr tief, wieder einmal war es nicht ganz einfach meinen Weg aus der Stadt zu finden, und danach den Weg durch die Berge (nicht auf der Autobahn). Am Nachmittag war ich besser gelaunt, und die nicht direkte aber für Velofahrer perfekte Route machte mir riesig Spass, die Topografie war etwa vergleichbar mit dem Jura. Viele Radfahrer trainieren in dieser Region, so gab es einige kurze Schwätzchen auf dem Rad. Am meisten freute ich mich aber am Enthusiasmus der Leute, Lastwagenfahrer hupten, Autofahrer schrien mir zu und streckten die Faust aus dem Fenster oder winkten mir zu, Kinder schrien "mira", und so weiter. Auf jeden Fall freute ich mich über jede Geste und grinste mich die Höhenmeter hoch auf das Hochplateau auf dem Vitoria liegt.
Besonders spannend an dieser Region, dem Baskenland, ist die aktuelle Geschichte. Die Leute sind grundsätzlich sehr freundlich und äusserst hilfsbereit, doch sieht man auch öfters finstere Blicke, unendlich viele Parolen an Hauswänden und Fahnen die die ETA unterstützen, Einschusslöcher in Strassenschildern und Radaranlagen und mehr beängstigendes. In Mondragon, einer Stadt die auf meinem Weg lag, wurde letzte Woche vor den Wahlen sogar ein Politiker erschossen - ein Pulverfass aber sehr interessant zu sehen, und landschaftlich sowieso ein super Gebiet, insbesondere zum Radfahren. P.S. Ich habe noch keine Lösung zu den Radmeilen gefunden... :-)

Montag, 10. März 2008

Update

So, nach dem Verlust meiner Olympus sind die mit der neuen Olympus gemachten Fotos nun online und auf der Karte platziert - viel Spass beim anschauen. P.S. ich hab bei der Platzierung zum Teil etwas gemogelt, damit ihr sieht wo ich bisher rumgetuckert bin.
Zudem sind alle Berichte online, ich freue mich auf eure Rückmeldungen!

Tag 12: Bayonne - San Sebastian (55 km)

AAAAAAAAAAAAAHHHHHHHHHHHHHH, wie wunderbar angenehm und wohltuend, eine Sportmassage! Erst in diesem Moment habe ich realisiert, wie müde eigentlich mein Körper ist. Die Beine schmerzten bei der Massage, die Schultern waren ein einziges Spannungsfelt, und doch hat mich gerade dies stolz gemacht. Mitlerweile habe ich rund 1300 Kilometer in den Beinen (und Rädern). Ich bin der Meinung, man sollte auch ein Bonusprogramm für Radfahrer einführen, wie beim Fliegen, so könnte ich Radmeilen sammeln bis zum abwinken (ich werde mir morgen den ganzen Tag überlegen wie man denn diese Meilen einlösen könnte). Nach einer üppigen Fischsuppe und einer weiteren Fischspezialität mit meinem lokalen Führer Alain gings wieder auf das Rad. Mein Etappenziel lag heute nur 55 Kilometer entfernt, welch Erholung.
Es gibt Leute die behaupten das schlechte Wetter komme vom Golf von Biskaya - ich kann dies bestätigen! Und schlecht heisst hier wirlich schlecht. Nach fünf Minuten auf dem Rad war ich bis auf die Haut nass, trotz guter Kleidung von Pearl Izumi, aber wenn es hier regnet, dann übelst... Wieder mal nass und durchgefroren schaffte ich es dennoch nach San Sebastian wo ich wieder auf sehr freundliche Leute stiess und sogleich mein verstaubtes Spanisch ausgraben musste, eeehm, alberga, eeehm, aber ich verbessere mich wieder mit jedem Wort. Jetzt gönne ich mir noch ein tolles Nachtessen, das Highlight jedes Tages (neben dem Mittagessen).

Tag 11: Pau - Bayonne [Biarritz] (117 km)

Der Regen war zurück und der Wind blies mir regelrecht den Schneuz aus der Nase. Autofahrer schauten mich mit einer Mischung aus Bewunderung, Staunen, Respekt und sehr viel Missverständnis an - welcher Trottel fährt bei strömendem Regen Rad!? Sie liessen es sich aber nicht nehmen, mich mit hupen und zuwinken wu motivieren.
Der Weg war hügelig und nach jedem Anstieg hoffte ich endlich das Meer zu erblicken, im Endeffekt war dann dieser erhoffte grandiose Moment etwas unspektakulärer, entlang des Flusses fuhr ich an den Hafen. Nichts desto Trotz gönnte ich mir und meinen umstehenden (und danach verwirrten) Mitmenschen einen lauten Juchzer. Welch Erleichterung, Frankreich war beinahe geschafft!

Tag 10: Auch - Pau (121 km)

Nach der Kontrolle des Flyers ging es bei endlich wieder gutem Wetter weiter auf dem Jakobsweg. Dies war ein echter Prachtstag! Eine super Strecke, wenig befahren, freundliche Leute, Seen, Tiere, welch Belohnung nach den anstrengenden letzten Tagen. Highlight für mich war ein Esel, der mir während Minuten nachschrie. Er hatte sich wohl in mich oder meinen Drahtesel verliebt. Kosename für meinen Flyer ist nun "Rucio", so hiess der Esel von Sancho Pancho, dem Knappen von Don Quichotte - und ich kämpfte ja schliesslich gegen den Wind. Wie passend.
Der Tag war ein einziges Highlight, ich war glücklich, winkte den Menschen unterwegs zu und sang vor mich hin.

Tag 9: Lafranche - Auch (125 km)

Im starken Regen kämpfte ich mich bis Mittag nach Toulouse. Völlig durchfrohren gönnte ich mir eine allerfeinste Penne Carbonara. Nach dem Mittag und dem Beantworten vieler Fragen zu meiner Reise und meinem Flyer fuhr ich etwas zu brüsk auf den Randstein, das Hinterrad blieb hängen der Anhänger schob nach - eine heikle Schlitterpartie, die glücklicherweise ohne Sturz endete. Allerdings war die Aufhängung etwas deformiert (der Schnellspanner, an dem der Anhänger angemacht ist). Ich kontrollierte das Rad und setzte den Weg mit etwas Unbehagen fort. Die Kontrolle in Auch ergab, dass nichts gravierendes passiert ist. Von nun an war ich auf dem Chemin de St. Jaques, dem "Camino" oder Jakobsweg unterwegs, die Route die mir Baumeler Reisen vorgeschlagen hat. Ein schnurgerader aber hügeliger Weg durch die Midi Pyrenées, eine super Landschaft führ Radfahrer. Aufgrund des Zwischenfalls kam ich erst sehr spät in Auch an und musste auf der Nationalstrasse in die Stadt fahren, ich habs auf jeden Fall überlebt.

Tag 8: Carcassonne - Lafranche (70 km)

Der Wind kann des Velofahrers bester Freund aber auch grösster Feind sein. Heute war es bei mir letzteres. Gegenwind im Mistral von bis zu 100 km/h machten das Radfahren beinahe unmöglich. Nach mehr als zwei Stunden hatte ich gerade mall 22 km zurückgelegt, zudem war das Risiko auf der Strasse zu bleiben zu gross. So entschied ich mich für die einzige noch möchliche Option, falls ich an diesem Tag überhaupt noch weiter kommen wollte, ich fuhr im Graben des Canal du Midi. Ich entschied mich damit auch dafür, liebe von einem umfallenden Baum überfahren zu werden als von einem Auto. Der Weg im Canal war ein Feld- oder Fussweg, nicht gerade praktisch mit einem Anhänger, aber so konnte ich doch immerhin mit rund 15 km/h fahren. Ziel des Tages war Toulouse, ich war in schlechter Stimmung auf Grund des mühsamen Tages und dachte mir, dass nur noch Regen fehlt um mir den Tag total zu vermiesen. Der Regen wartete bis zum nächsten Tag, dafür entlüftete sich der Reifen des Hinterrades... Auf ein Mal standen zwei Tourenfahrer vor mir, ein deutsches Pärchen das ein Jahr mit dem Radl unterwegs ist. Ich freute mich riesig auf die Abwechslung und quatschte mit ihnen, bis wir alle zu kalt hatten, sie setzten ihren Weg in die andere Richtung fort. Ich kämpfte mich noch gegen den Wind in ein Hotel auf der Route.