Wie kann ich in 100 Tagen rund 10'000 Kilometer mit einem minimalen Energieverbrauch zurücklegen? Ich machte mich am 28.2. mit einem Flyer Elektro-Fahrrad S-Serie mit Anhänger auf den Weg. 99 Tage, 10421 Kilometer und 21 Länder (alle EM-Teilnehmerstaaten plus einige auf dem Weg) später treffe ich wieder in Bern ein. Der Flyer hat für die 10'421 Kilometer Strom für rund 10 Euro verbraucht! Dieser Strom wurde als grüne Energie in der Schweiz in das Netz gespeist, womit die Reise klimaneutral war. Weitere Infos >>

Samstag, 22. März 2008

im Hinterland

Liebe Lesergemeinde
Vielen Dank fuer eure Rueckmeldungen und Nachfragen, mir geht es gut und morgen Sonntag sollten aus Madrid die naechsten Berichte online stehen. Die Osterferien haben mir das Leben ungemein erschwert, da ich nur sehr schwer an ein Zimmer komme, wenn ich abends jeweils ankomme. Oder dann habe ich in der Portugiesischen Pampa uebernachtet - ohne Internetzugang, versteht sich.
Ich wuensche euch allen ganz tolle Ostern! (trotz Hudelwetter) Geniesst die freien Tage!
Liebe Gruesse

Montag, 17. März 2008

Tag 19: Ruhetag in Porto

Ich hoffe ich habe morgen keinen Muskelkater, da ich heute zum ersten mal seit 19 Tagen nur zu Fuss unterwegs bin.
Auf jeden Fall gönne ich mir heute ein Wohlfühlprogramm, mit ausgiebigem Frühstück, Massage, Haare schneiden, Waschen, viel Schlafen und mal sehen was heute Abend noch passiert. Weiter gehts in Richtung Salamanca, Madrid, Barcelona, entweder morgen Dienstag oder erst am Mittwoch, je nach dem was mir mein Körper sagt.

Tag 18: Murça - Porto (161 km)

Die erste Tat am Morgen war der ausgiebige Test des Knies. Sollte ich noch einen Tag ruhen oder mich an die Königsetappe nach Porto, immerhin mit einem Pass von 900 Metern, wagen? Nach Tests wie Treppenlaufen, Dehnen, etc. entschied ich mich die Etappe in Angriff zu nehmen, bei Problemen würde ich einfach unterwegs in ein Hotel gehen und ruhen. Ich fuhr sehr sachte, vermied es extremen Druck zu geben, trampte nur noch mit links an und vermied alles, was das Knie übermässig belasten würde. Gross war die Erleichterung, als ich nach 66 Kilometern auf dem 900 Meter hohen Pass (dessen Namen ich leider nicht mehr weiss) ankam. Die nächsten 95 Kilometer ging es bis auf Meereshöhe runter, mit einigen Anstiegen zwar, aber trotzdem beruhigend zu wissen. Ich gönnte mir ein gediegenes Essen in einem Nobelrestaurant auf dem Pass mit super Aussicht, ohne Tischnachbarn, da sich niemand neben mich setzen wollte. Vielleicht liegt es daran, dass ich seit 7 Tagen einen Teil der Kleider nicht mehr gewaschen habe. Ich genoss jedenfalls das Essen und die Aussicht. Nach der Abfahrt ohne Verkehr tauchte ich langsam aber sicher in das richtige Portugal ein, das Land ist extrem zersiedelt, des Portugiesen liebste Beschäftigung ist Autos anschauen, und dies natürlich mit dem Auto. So wurde der letzte Teil auch aufgrund der dürftigen Strassenqualität und der überall geparkten Autos mental noch einmal sehr anstrengend (das Moto der Portugiesen scheint zu sein: überall wo man mit dem Auto fahren kann, kann man auch parkieren). Witzig zu sehen waren die sich drehenden Köpfe, sie liessen es sich nicht nehmen sehr genau auf mich und mein Gefahrt zu schauen, so fuhren Autos oft einige Sekunden neben mir her und verursachten so mittelgrosse Staus. Die Portugiesen sind sehr liebenswerte Menschen, äusserst herzlich und fassen dir oft an die Schulter und wünschen dir Glück am Ende eines Gespräches, man fühlt sich hier sehr willkommen.
Den Abend verbrachte ich mit einem belgischen Pärchen, mit dem ich das Zimmer teile, mit sehr spannenden Gesprächen.

Tag 17: Zamora - Murça (111 km)

Zamora ist die Hochburg der spanischen Oster-Feierlichkeiten, jeden Tag finden hier nun Prozessionen statt. Am Abend besuchte ich mit einigen Camineros (Wanderer auf dem Jakobsweg) die Prozession, die Nacht verbrachte ich in der Pilger-Herberge unter anderen mit einem schnarchenden bayrischen Bären, was die Nacht trotz Ohropax nicht gerade geruhsam machte. Ziel des nächsten Tages war Mirandela in den portugiesischen Bergen, ich brach trotz Knieschmerzen auf. Mit jedem Kilometer wurde die Strecke hügeliger und die Temperaturen kühler, zudem erschwerte starker Wind das Unternehmen. Die tolle Landschaft und hupende Autofahrer entschädigten jedoch für die Strapazen. Nach rund 110 Kilometer musste ich für meinen Ehrgeiz Tribut zollen, mein Knie schmerzte extrem. Ich trampte praktisch nur noch mit dem linken Bein, bis es nicht mehr ging. Ich befand mich irgendwo im portugiesischen Gebirge, zurück nach Bragança konnte ich nicht mehr und wollte ich nicht die ganze Reise gefährden musste ich diese (im Nachhinein weise) Entscheidung treffen, mich von einem Portugiesen nach Murça mitnehmen zu lassen. In Murça besuchte ich sofort eine Pharmazie und pflegte den restlichen Teil des Tages mein Knie. Am Abend gönnte ich mir ein Bier und eine Francesinha (portugiesische Spezialität) und ging früh schlafen, um den durch den Bayern verpassten Schlaf nachzuholen.
Highlight des Tages war die Überschreitung der 2000 Kilometer Grenze, nach 16 Tagen fahrt! Ich bin mächtig stolz!